17.05.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Wahlalternative setzt auf die Unzufriedenen

Zwei ehemalige Sozialdemokraten treten an


Bielefeld (MiS). Den Schuldigen dafür, dass die Themen der »Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit« (WASG) beim Wahlvolk noch viel zu wenig bekannt sind, hat Bruno Pellmann (64), WASG-Direktkandidat im Wahlkreis 94 und selbstständiger Zulieferer der Druckindustrie, schnell ausgemacht: »Die Medien, die berichten viel zu wenig über uns.« Dabei glauben er und seine beiden Bielefelder Mitstreiter Dr. Dirk Schmitz (41), diplomierter Chemiker und selbstständiger IT-Berater (Wahlkreis 92), und Kay Schüffelgen (42), arbeitsloser Kraftfahrer (Wahlkreis 93), genau die Themen zu vertreten, die auch den meisten Menschen unter den Nägeln brennen. Ganz oben an steht die Abschaffung von Hartz IV.
Die Arbeitsmarktreform sei eine Entmündigung der Bürger, meint Schmitz. Niemand dürfe gezwungen werden, für einen Hungerlohn von einem Euro zusätzlich zu arbeiten. Es gehe auch anders, ist Schmitz überzeugt. Ihn ärgert, dass diejenigen, die Ein-Euro-Jobs anbieten, zusätzlich Geld bekommen. Gebe man das den Beschäftigten direkt, könnten sie voll sozialversicherungspflichtig tätig werden. »Nur so etwas entlastet die öffentlichen Kassen wirklich.«
Auch Kay Schüffelgen betrachtet manches, was sich die etablierten Politiker einfallen lassen, bloß noch als »Flickschusterei«: »Was Ministerpräsident Steinbrück an Privatisierungen plant, kann man nicht tolerieren.« Dass etwa private Sicherheitsfirmen die staatlichen Bediensteten im Gefängnis teilweise ablösen sollen, hält er für gefährlich.
Schmitz und Schüffelgen waren früher SPD-Mitglieder. Spätestens nach der Agenda 2010 und den Debatten über die Arbeitsmarktreform war ihnen klar: »Das ist nicht mehr unsere Partei.« Pellmann hat sich in den vergangenen Jahren immer mehr darüber geärgert, wie weit »die da oben« sich von den kleinen Leuten entfernt hätten: »So kann das nicht weitergehen.«
Ihre Ziele: Alle Einkommen müssten in die Sozialversicherungssysteme einbezogen werden, die Vermögenssteuer wieder eingeführt und die Spitzensteuersätze erhöht werden. Studiengebühren dürfe es nicht geben. Flugblätter haben sie zuhauf verteilt, Infostände besetzt, hoffen, dass die WASG in den Landtag einzieht. Regierungsverantwortung wolle die Partei zunächst nicht. »Wir wollen als Oppositionspartei auf die Fehlentwicklungen hinweisen«, sagt Schmitz, der auch Sprecher des Bielefelder WASG-Kreisverbandes ist. Die nächste Versammlung der WASG ist am heutigen Dienstag in der Privatschule An der Pottenau 4. Das Thema: Erbschaftssteuer für Unternehmer und Reiche.

Artikel vom 17.05.2005