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Kein Ersatzflug
in Paderborn

Onur Air: Fluggäste im Bus nach Berlin

Paderborn/Istanbul (dpa/WB/pic). Am Flughafen Paderborn-Lippstadt ist am Sonntag ein Flug von Onur Air nach Antalya gestrichen worden. Mehr als 300 Touristen wurden auf mehrere deutsche Flughäfen und Linien umgebucht.

Dabei sorgte Informations-Wirrwarr am Airport Paderborn für Ärger unter Touristen: Viele erfuhren erst am Informationsschalter, dass ihnen von Paderborn aus noch eine fünfstündige Busfahrt zum Flughafen Berlin (450 Kilometer entfernt) bevorstand. So erreichten Pfingsturlauber ihr Ziel in der Türkei erst im Laufe der Nacht zum Montag. Barbara Schäfe (29) aus Bad Kissingen war enttäuscht und genervt: Mit ihren sieben und zehn Jahre alten Kindern war sie 4 Uhr früh nach Paderborn gefahren, fuhr jetzt im Bus weiter nach Berlin und bestieg erst abends ein Flugzeug für den ersehnten Türkei-Urlaub. Ursula (50) und Jan Niestroj aus Delbrück hatten ihren Türkei-Urlaub am »Heimatflughafen« in Paderborn starten wollen: Sie mussten ebenfalls den mehrstündigen Umweg über Berlin in Kauf nehmen. Ein 36-jähriger Urlauber aus Hamm will seine Reisegesellschaft auf Schadenersatz verklagen.
Der Streit um das von vier europäischen Ländern verhängte Start- und Landeverbot für Maschinen der türkischen Fluggesellschaft Onur Air spitzt sich zu. Gestern schaltete sich erneut die türkische Regierung in die Auseinandersetzungen ein. Tourismusminister Atilla Koc kritisierte, der Türkei würden im Tourismus »Hindernisse von außen« in den Weg gelegt. Eine »starke« Fluglinie wie Onur Air sei gestoppt worden, »nur weil es bei ein oder zwei Maschinen Pannen gegeben haben soll«, sagte der Minister.
Vertreter der niederländischen Flugaufsicht und der privaten Gesellschaft Onur Air beratschlagten gestern über das zuerst von Den Haag verhängte Flugverbot. Die Niederlande hatten am 12. Mai aus Sicherheitsgründen ein einmonatiges Flugverbot gegen die Gesellschaft verhängt. Nach einem Bericht der »Bild am Sonntag« sind an Maschinen der Onur Air defekte Triebwerke und abgefahrene Reifen entdeckt worden. Einige Piloten hätten zudem ihre Fluglizenzen nicht mit im Cockpit gehabt. »Onur Air hatte von uns eine Liste aller Mängel und wurde mehrfach verwarnt, zuletzt am Dienstag«, sagte Fred van Zeel von der niederländischen Luftfahrtbehörde.
Auch Deutschland, Frankreich und die Schweiz hatten sich dem Start- und Landeverbot für Onur Air angeschlossen. Ein Sprecher des Verkehrsministeriums in Berlin sagte gestern: »Die Onur Air muss nachweisen, dass die Mängel behoben sind.« Belgien und Österreich kündigten schärfere Kontrollen an. Onur Air betonte, kein Reisender, der für die Türkei gebucht habe, sei im Heimatflughafen zurückgeblieben. 7000 Touristen seien zu Pfingsten aus den vier betroffenen Ländern nach Antalya gebracht worden. Die Flotte von Onur Air besteht aus 25 Airbus-Maschinen.

Artikel vom 17.05.2005