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Endlich Zeit
für Australien

Zweiteiler von Wolf von Lojewski

ZDF, 20.15 Uhr: Als das Angebot kam, hat er nicht lange gefackelt. Dreitausend Kilometer in einer klimatisierten Röhre durch den fünften Kontinent? »Ich hätte alles gemacht - Hauptsache Australien«, sagt Wolf von Lojewski (67), der viel herumgekommen ist. Für Australien hat die Zeit nie gereicht.

Mit »Lojos« Rückzug aus dem aktuellen Nachrichtengeschäft vor zwei Jahren hat sich die Lage geändert. »Das waren 40 Jahre Pflicht«, bilanziert von Lojewski. »Jetzt kommt die Kür.« Im ZDF moderiert er das Magazin »Abenteuer Wissen« und geht nebenbei regelmäßig auf Reisen. Nach der sehr persönlichen Spurensuche des gebürtigen Ostpreußen in Masuren und einem Beitrag aus Spitzbergen war er 2004 mit einem Team um Kameramann Hartmut Seifert vier Wochen lang im australischen Outback unterwegs. Seine Eindrücke aus dem weiten und unwegsamen Landesinneren, die er in der zweiteiligen Reisereportage »Zug der Träume« zusammenfasst, ist heute und am 24. Mai zu sehen.
Dem erfahrenen Fernsehmann war schnell klar, dass er mit der Eisenbahnlegende »Ghan« ein Problem kriegen würde. Einmal in der Woche durchquert der einen Kilometer lange Zug den Kontinent vom Süden bis in den dampfig-heißen Norden, unterbrochen von nur einem Zwischenstopp in Alice Springs. »48 Stunden immer der gleiche Anblick, das ist wie eine Form der Meditation«, beschreibt von Lojewski die 3000 Kilometer lange Strecke zwischen Adelaide und Darwin. Hier und da ein paar Eukalyptusbäume, mehr Abwechslung hat das Panorama nicht zu bieten.
»Wie kriegst du zwei Mal 45 Minuten über diesen Zug zustande?«, fragte er sich und verfiel auf einen Trick. Obwohl die Eisenbahn eigentlich stramm durchfährt, wechselt der Zuschauer ständig zwischen drinnen und draußen. Mit der für ihn so typischen feinen Ironie erzählt von Lojewski Geschichten von Kamelen, Kängurus und skurrilen Käuzen, die sich rechts und links der Gleise angesiedelt haben. Diese Abstecher, die das Team auf der Rückfahrt mit dem Geländewagen machte, wurden nachträglich mit den Zugszenen verbunden.
»Hier sieht's doch aus wie auf dem Mond, warum bleibt man hier?« fragt von Lojewski beispielsweise die deutsche Einwanderin Inge in ihrem unterirdischen Wohnzimmer. Wie alle in der Gegend flieht sie vor der mörderischen Hitze in den Schutz der Erde. Der Traum von Australien war eine spontane »Schnapsidee«, gibt die rüstige Seniorin zu. Geblieben ist sie ihr Leben lang. Locker mischt sich »Lojo« unters Volk und plaudert ungezwungen. Mit staubigen Typen am Tresen im gottverlassenen William's Creek ebenso wie mit dem Stamm des Sängers Manduway, einem der ganz wenigen bekannten Aborigines des Landes.

Artikel vom 17.05.2005