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Eine »Universität des Tanzes«

»DansArt«: vier Studios und ein Theater mit 199 Plätzen auf zwei Etagen

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Noch sind zweite Etage und Erdgeschoss im Haus Am Bach 11 Baustelle, aber bereits Ende Juni soll der Kursbetrieb von der Friedensstraße umziehen: Dort haben Ulla und Tchekpo Dan Agbetou 1995 »DansArt - Zentrum für Tanz und Kreativität« gegründet - mit nur einem Raum als Tanzstudio.

Jetzt entwickelt sich daraus das »DansArt Tanznetzwerk«: vier Studios, eine Caféteria, Umkleiden, Ruheräume und - ein eigenes Tanztheater mit einer neun Meter breiten Bühne und 199 Zuschauerplätzen. Offizielle Eröffnung ist vom 16. bis 18. September - der 18. ist der Tag, an dem die Agbetous vor einem Jahrzehnt in Bielefeld ihr Studio einweihten.
»Für uns wird ein Traum wahr,« sagen Ulla und Tchekpo Dan Agbetou, die seit 2002 auch für die künstlerische Leitung des Tanzfestival Bielefeld - in diesem Jahr wieder im Rathaus - verantwortlich sind. Nach und nach wollen sie aus »DansArt« eine »Universität des Tanzes« machen: Neben dem Kursbetrieb für Kinder und Erwachsene, neben Fortbildungen und Wochenend-Workshops bieten sie vom Herbst 2006 auch eine Vollzeitausbildung zum Bühnentänzer und zum Tanzpädagogen an. Dauer jeweils drei Jahre. Zudem möchten sie Proben- und Aufführungsstätte für Tanzcompagnien sein, die in Bielefeld ihre neuen Produktionen erarbeiten, dann im Saal die Premiere ihrer Choreografien haben. Ulla und Tchekpo Dan Agbetou planen ein Über- und Ineinandergreifen verschiedener Disziplinen, beschäftigen künftig demnächst acht weitere Dozenten/Choreografen.
An der Friedensstraße sei der Mietvertrag zuletzt nur noch immer jeweils um ein Jahr verlängert worden - zunächst hätten sie aber lange vergeblich nach Ersatz gesucht. Bis ihrem Mann eines Tages aufgefallen sei, dass die zweite Etage im Haus Am Bach, in dem sie selbst seit zehn Jahren auch wohnen, schon »ewig« leer ständen. Sie habe, so Ulla Agbetou, die aus Lippe stammt, den Vermieter, die Württembergische Hypo, angerufen - und dort nicht nur Begeisterung geweckt, sondern sie bekamen auch einen Großteil des Erdgeschosses - dort war früher ein Baumarkt - als Mietflächen angeboten: »Wir wussten gar nicht, dass die Räume leer standen.« Die Agbetous freuen sich, dass der Vermieter den Umbau zu einem erheblichen Teil finanziert, trotzdem bleibe viel Eigenarbeit: »Wir haben die Trockenwände heraus gerissen, mit den beiden Söhnen und Freunden 380 alte Sessel aus dem Stadttheater ausgebaut - da ist dann Reserve dabei.« Allerdings habe sie, so Ulla Agbetou, gedacht, die Sessel wären mit grauem Stoff bezogen. Als sie entdeckt habe, dass die Polster grün seien, sei sie zuerst entsetzt gewesen. Die Innenarchitektin, die Düsseldorferin Regina Dahmen-Ingenhoven, jedoch habe jetzt das komplette Farbkonzept für das Theater auf das Grün abgestimmt.
1400 Quadratmeter wird »DansArt« jetzt groß. Ulla Agbetou betont, dass sie selbst in ihren Traum neben Eigenarbeit auch erkleckliche Mittel - zum Beispiel für spezielle Tanzböden, die Bühnentechnik, viele, viele Quadratmeter Spiegelwände - investieren würden. Sie sind aber überzeugt davon, dass sich nicht nur genügend Kursteilnehmer für die Disziplinen von klassischem Ballett über Samba, Salsa, Capoeira bis hin zu Butoh und Pilates finden werden, sondern auch genügend Publikum für die Aufführungen der Schüler, der Tchekpo Dance Company und vor allem der Compagnien aus dem In- und Ausland, die zu Gast sein werden. Ulla Agbetou: »199 Plätze, das ist nicht so viel und ein volles Theater ist so viel schöner als ein halb volles.

Artikel vom 14.05.2005