Niemand will Parlamente als lupenreinen Club deutscher Top-Manager. Aber dass nur wenige Dutzend Landtagskandidaten Wirtschaftskompetenz, gar handfeste Erfahrungen mit der Schaffung von Arbeit haben, muss erschrecken. Ob Wahlkampf, Fensterrede oder Sachdebatte im Ausschuss, überall sprechen und entscheiden Politiker über Wirtschaftsfragen. Da wird um Job-Center, Tarifrecht, Ausbildungsplatzabbgabe, Unternehmenssteuern, Mittelstand und Globalisierung gestritten - nur an der »Kenne« hapert's ganz offensichtlich. Grundlage der Göttinger Untersuchung ist unter anderem dieser schlichte Satz: »Ohne je einen Arbeitsplatz geschaffen zu haben, Fördermittel beantragt oder unter internationalem Wettbewerbsdruck produziert zu haben, fehlt ein entscheidender Baustein einer auf Erfahrung aufbauenden Sachkompetenz.« Kandidaten, die dieses Kriterium erfüllten, bekamen dafür sechs von 100 insgesamt möglichen Punkten. Viel zu viele gingen leer aus. Natürlich brauchen Parlamente auch Leute für Soziales und Umwelt, Menschen mit Herz und andere mit Buchhalter-Kopf. Aber vielleicht sollten alle nur bei Themen mitreden, von denen sie wirklich mehr verstehen. Reinhard Brockmann