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Im Wald schlummert ein »Riese«

Landesbetrieb »Wald und Holz« und die Initiative Pro Massivholz bilden Netzwerk

Von Edgar Fels
Borgholzhausen (WB). In den deutschen Wäldern schlummert ein Riese - ein wirtschaftlicher Riese. Die Rede ist dabei vom Rohstoff Holz. Nur 60 Prozent des jährlichen Zuwachses werden aktuell vermarktet. Zu wenig, meinen der Landesbetrieb »Wald und Holz« und die Initiative Pro Massivholz. Am Freitag gaben sie den Startschuss für ein neues Netzwerk - mitten im Wald in Borgholzhausen (Kreis Gütersloh) unweit der Ravensburg.

In dem Netzwerk - im Fachjargon Cluster - bündeln die ostwestfälische Möbelindustrie, die Initiative Pro Massivholz sowie die fünf ostwestfälischen Forstämter (Bielefeld, Paderborn, Bad Driburg, Minden und Lage) ihre Interessen. Als Partner werben sie zum gegenseitigen Nutzen für die Verwendung von mehr Holz, etwa in der Möbelindustrie.
Gerade in ländlichen Räumen wie Ostwestfalen-Lippe könnten Netzwerke dazu beitragen, die Wertschöpfung der gesamten Branche zu erhöhen und neue Arbeitsplätze zu schaffen, sagten der Leiter des Landesbetriebes Wald und Holz NRW, Gerhard Beckmann, und der Vorsitzende der Initiative Pro Massivholz, Lucas Heumann.
Heumann schätzt, dass die Wertschöpfung des Netzwerkes »Forst und Holz« in der Region bei etwa zehn Milliarden Euro liegt. Allein in der Möbelindustrie gebe es in OWL 30000 Beschäftigte. Etwa ein Drittel aller Betriebe der deutschen Möbelindustrie sei in NRW angesiedelt, davon arbeiteten zwei Drittel der Beschäftigten allein in OWL. Der Rohstoff Holz sei ausreichend vorhanden. Mit seinen 915000 Hektar Wald stehe NRW in Deutschland an fünfter Stelle. Davon gehörten 115000 Hektar dem Staat. Der große Rest befinde sich in Privathand oder gehöre den Kommunen.
Der erst im Februar dieses Jahres gegründete Landesbetrieb Wald und Holz NRW - gebildet aus der bisherigen Höheren Forstbehörde NRW und den 35 Forstämtern des Landes - will den Staatswald durch Verkauf von Buchen, Eichen oder »Trendhölzern« wie Birke mit Gewinn bewirtschaften, betonte Beckmann. Für 2005 rechnet er mit Umsatzerlösen von 25 Millionen Euro.
Die deutschlandweit elf Mitgliedsunternehmen der Initiative Pro Holz greifen zur Fertigung ihrer Möbel bereits zu 80 Prozent auf einheimische Bäume zurück. Allerdings mache der schwache Dollar auch Holz aus Kanada und den USA günstiger, gab Heumann zu bedenken. Umgekehrt soll das Netzwerk auch die Exportfähigkeit der Region stärken. China interessiere sich derzeit vor allem für Eichen aus Deutschland, um daraus etwa Parkett zu fertigen, das dann wiederum den Weg zurück nach Europa findet.
Ein Tisch aus Buche, eine Bank, ein paar Stühle - zum offiziellen Start des neuen Netzwerkes hatten die Initiatoren am Freitag ein Esszimmer-Ensemble im sonnenlichtdurchfluteten Wald aufgebaut. Die ungewöhnliche Inszenierung diente als Kulisse für einen Imagefilm, der den Werdegang von der Pflanzung eines Baumes und der Holzernte über die weitere Verarbeitung in der Holzindustrie bis hin zum fertigen Möbelstück veranschaulichen soll. Der Film soll im Januar 2006 bei der internationalen Möbelmesse in Köln der Öffentlichkeit gezeigt werden.

Artikel vom 14.05.2005