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»Halbes« Geständnis
vor Schwurgericht

Ehefrau entführt - an Amok keine Erinnerung

Bielefeld (uko). Der unter dem Verdacht des versuchten Totschlags vor dem Schwurgericht stehende Fatih C. hat ein »halbes« Geständnis abgelegt. Der 32-jährige gebürtige Türke hat zugegeben, seine frühere Frau massiv bedroht und geschlagen zu haben. Den Vorwurf des versuchten Totschlags wies der Mann zurück.

Mit seinem Wagen war der Mann am 4. November 2004 vor dem St. Thomas-Morus-Kindergarten in Sennestadt auf seine Ex-Ehefrau Nevim (35) und deren vermeintlichen Geliebten Hassan O. (39) zugefahren. Durch die Amokfahrt war der Eingangsbereich des Hortes zerstört worden. Fatih C. konnte sich gestern am zweiten Prozesstag lediglich daran erinnern, in der Hand des angeblichen Nebenbuhlers eine Waffe gesehen zu haben. Wie sein Passat dann jedoch im Eingangsbereich der Kindertagesstätte gelandet ist, daran hatte der Angeklagte keine Erinnerung mehr.
Wesentlich konkreter funktionierte das Gedächtnis des Mannes hinsichtlich des ersten Tatvorwurfs am 8. Oktober 2004. Die Wochen zuvor geschiedene Ehefrau war auf der Rheinallee von Fatih C. und zwei seiner Begleiter in einen VW Sharan gezerrt worden. Während der Fahrt, die bis nach Schloß Holte führte, hatte Fatih C. die Mutter seiner drei Kinder gewürgt und mit Fäusten geschlagen. Er soll, so die Aussage des Opfers zu Prozessbeginn, die Frau auch mit dem Tod bedroht haben.
Fatih C. gab die Entführung gestern zu, auch an Schläge mochte er sich erinnern. Er habe Nevim indes nicht gewürgt oder gar mit einem Gummiknüppel traktiert. Die körperlichen Auseinandersetzungen sollen auf der Eifersucht des Angeklagten beruhen. 2002 hatte sich das in Sennestadt lebende Ehepaar getrennt, die Ehe war zerrütet. Fatih C. führte den Niedergang der Ehe auf das Verhältnis seiner Frau zu dem Türken Hassan O. zurück. Der 39-Jährige bestritt gestern, ein Verhältnis zu Nevim zu haben. Es gebe zwischen ihnen lediglich eine »kumpelhafte Freundschaft«. Dazu gehöre, dass man sich bei Begrüßungen auf die Wange küsse oder umarme. Der Mann bestritt ebenso, eine Waffe zu besitzen. - Der Prozess wird fortgesetzt.

Artikel vom 14.05.2005