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»Fast an jedem Auto sind wir beteiligt«

Unternehmen Sprick gehört zu den Spitzenschmieden für Präzisions- und Messwerkzeuge

Von Hubertus Hartmann
Paderborn (WB). Alles, was kleiner ist als ein Floh, kann das menschliche Auge kaum noch erfassen. Die Maßeinheiten, mit denen Heinz-Günther Sprick arbeitet, liegen jenseits unseres Vorstellungsvermögens. Doch für den Diplom-Ingenieur ist ein Zehntausendstel Millimeter gewissermaßen das Maß aller Dinge. Sein Unternehmen in Paderborn zählt zu den bundesdeutschen Spitzenschmieden für Präzisions- und Messwerkzeuge.

Egal ob Aerosolzerstäuber, beutelloser Staubsauger, Herzklappe, Küchenquirl oder Legostein - bei unzähligen Hightech-Produkten und einfachen Dingen des täglichen Gebrauchs hatten die Paderborner ihre Hände im Spiel. »Auf Deutschlands Straßen fährt kaum ein Auto, an dem wir nicht in irgendeiner Weise beteiligt waren«, verdeutlicht der 68-jährige Unternehmensgründer und -lenker die Vielseitigkeit seiner Firma. Als bundesweit einziger sei man beispielsweise in der Lage, eine Urmaßfertigungslehre für Vorderradantriebe zu bauen. »Die muss zehnmal so genau sein wie das Endprodukt«, betont der Tüftler. »Alle Konkurrenten sind daran bislang gescheitert.«
Sprick beschäftigt 76 Mitarbeiter, davon neun Auszubildende. Die Ausbildung hat für ihn hohen Stellenwert. In dem mittelständischen Betrieb gibt es einen eigens dafür freigestellten Ausbildungsbeauftragten. »Auch wenn uns jeder Azubi fast 21 000 Euro pro Jahr kostet, ziehen wir uns unseren Nachwuchs am liebsten selbst heran«, betont Sprick.
Dabei ist es dem Unternehmen in seiner mittlerweile 28- jährigen Geschichte nicht immer so gut gegangen. Anfang der 1990er Jahre, kurz nach der Maueröffnung, musste die Belegschaft auf 46 Mitarbeiter reduziert werden. »Unser Umsatz brach damals um etwa 40 Prozent ein«, erinnert sich Sprick. Die EU-Osterweiterung habe noch einmal für eine Delle gesorgt. »Doch die Durststrecke liegt hinter uns, unser Umsatz inzwischen bei etwa sechs Millionen«, sagt Heinz-Günther Sprick.
Heute hat er das Unternehmen breiter aufgestellt und damit konjunkturresistenter gemacht. Auch vor der Konkurrenz aus den Billiglohnländern kennt der gebürtige Rheinländer keine Angst. »Deren Wettbewerbsvorteil kompensieren wir mit technischem Knowhow und unseren sehr hochwertigen Anlagen«, erklärt Sprick. »Wir verfügen über mehrere Pilotanlagen und haben nicht zuletzt deshalb eine Spitzenposition inne.« Der »High-end-Maschinenpark« senkt die Personalkosten. Während der Lohn- und Gehaltskostenanteil im Branchenschnitt bei 47 Prozent liegt, kommt Sprick nach eigenen Angaben mit 42,5 Prozent hin.
»Eine Verlagerung der Produktion ins Ausland ist für uns deshalb auch kein Thema, wir bleiben in Paderborn«, bekennt sich Sprick zum Standort Deutschland und Ostwestfalen-Lippe. In wenigen Wochen werden Verwaltung, Entwicklung und Produktion, zurzeit noch auf zwei Gebäude verteilt, unter einem Dach vereint. Nur der Zweigbetrieb in Schloß Holte-Stukenbrock bleibt.
Die Heinz-Günther Sprick KG ist ein Familienbetrieb im besten Sinne. Mehr als die Hälfte der Belegschaft ist mehr als zehn Jahre dabei. Neben Ehefrau Karin (65) sind inzwischen auch Spricks Kinder Olaf (42), Andreas (34) und Cornelia (32) im Unternehmen tätig. Für sie ist ihre Vater »einer der letzten Vollblutunternehmer«, den sie vorerst auch nicht in den Ruhestand entlassen wollen.

Artikel vom 26.05.2005