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Die gefeierten Absteiger

FC Hansa Rostock: Wiederaufstieg heißt das große Ziel

Von Werner Jöstingmeyer
Rostock (WB). Für den FC Hansa Rostock war es ein »Tod« auf Raten. Zwar kam der letzte Ost-Verein der Bundesliga in der Vergangenheit stets mit einem »blauen Auge« davon, doch in der zehnten Saison nach dem Aufstieg 1995 erwischte es die Hansa-Kogge. Der Traditionsklub von der Ostsee verabschiedete sich nach dem 1:1 gegen Arminia Bielefeld aus der 1. Liga.

Wie das Wetter, so unterschiedlich war die Stimmung. Minutenlang feierten die Rostocker Fans nach dem Abpfiff ihre Mannschaft. Keine Pfiffe, kein Hass, nur pure Emotionen im Stadion. »Hier spielt man den Ball noch mit Spaß, hier hält man zusammen und wir werden nicht untergehen. Hansa für immer«, lauteten ein paar Textzeilen des Vereinsliedes, dass die Zuschauer schon vor Spielbeginn lautstark mitsangen. »So etwas habe ich in den 35 Jahren meiner Trainertätigkeit noch nicht erlebt«, meinte ein ergriffener Trainer Jörg Berger. Die wenigen »Berger-raus-Rufe« wurden von der Kulisse im Keim erstickt.
Mit dem 60-jährigen Fußballlehrer will Hansa Rostock sofort den Wiederaufstieg anpeilen. »Wir kommen wieder. Wir werden dafür alles tun«, versprach Berger: »Das sind wir dieser tollen Region schuldig.« Dennoch warnte er vor zuviel Sorglosigkeit: »Wir brauchen etwas andere Typen. Allein mit spielerischen Mitteln kann man sich nicht in der zweiten Liga durchsetzen. Ich kenne diesen schweren Weg aus Aachen.«
Das Gerüst der zukünftigen Mannschaft steht. 13 Spieler haben Zweitligaverträge unterschrieben, die nach Meinung von Vorstandschef Manfred Wimmer auch zu erfüllen sind. »Wir sind nicht gezwungen, unsere Leistungsträger zu verkaufen«, sagte er und wies auf die Landesbürgschaft von 4,7 Millionen hin. Zudem setzte die Ostsee-Sparkasse ein Zeichen und verlängerte den Vertrag als Co-Sponsor zu den bisherigen Erstliga-Konditionen.
Die Abgänge der ablösefreien Allbäck, Lantz, Persson und Mel-kam gelten als sicher. Thomas Meggle hat schon beim FC St. Pauli unterschrieben. Kapitän Matthias Schober kann für 400 000 Euro Ablöse voraussichtlich zum 1. FC Nürnberg gehen. »Bei uns ist alles offen«, meinte der ehemalige Bielefelder Ronald Maul. Er selbst will noch ein Jahr in Rostock dranhängen.
Dennoch droht Hansas Führungsriege Ungemach. Der Vorstand setzt auch zukünftig auf Trainer Jörg Berger, der Aufsichtsrat offensichtlich nicht. Mit den vorzeitig beurlaubten Juri Schlünz, Frank Engel und Wolfgang Funkel müssen noch ein Chef- und zwei Co-Trainer bis 2007 bezahlt werden. Hansa Rostock hat bis zum Wiederaufstieg viele Hausaufgaben zu erledigen.

Artikel vom 17.05.2005