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Ärzte kämpfen um Qualität

Symposium über Regelung zu OP-Mindestmengen


Bielefeld (WB/mzh). Übung macht den Meister, auch bei Chirurgen. Mit der geltenden Mindestmengen-Regelung für Operationen können sich Mediziner also durchaus anfreunden. Es muss aber auch der Nachwuchs ausgebildet werden - und da liegt der Hase im Pfeffer.
Zu einem Symposium über Fragen zur gesetzlich vorgeschriebenen Mindestmenge von Eingriffen eines Chirurgen an Speiseröhre und Bauchspeicheldrüse versammelten sich am Freitag Spezialisten aus ganz Deutschland; Leiter der Tagung war der Chirurg Dr. Marc-André Reymond, seit 100 Tagen Chefarzt am Ev. Krankenhaus Bielefeld (EvKB). An großen Häusern wie dem EvKB lassen sich die Quoten - jährlich fünf in der Speiseröhrenchirurgie, jeweils 10 bei Bauchspeicheldrüsen- und Leber-OP, 20 bei Nieren-OP - derzeit leicht erfüllen.
Doch was die - im Ausland bereits weit fortgeschrittene - Bildung von Kompetenzzentren angeht, fühlen sich die Mediziner von der Politik unzureichend unterstützt. Das Gesetz schreibt vor, dass die Kassen eine OP nur bezahlen, wenn eine solche OP im Hause oft genug vorgenommen wird. »Uns fehlen jedoch bislang aussagekräftige Studien, ab wievielen Eingriffen Qualität beginnt«, sagt Bauer, der die Quote vornehm als »normativen Akt« umschreibt, als willkürliche Festsetzung.
EvKB-Hauptgeschäftsführer Franz Streyl sieht die Krankenhäuser in einem »Wettrüsten« der Chirurgen um medizinische Qualität gefangen, das nur mit Hilfe ausreichender Finanzen zum Wohle des Patienten beendet werden könne. Um die fraglichen Eingriffe kostendeckend vornehmen zu können, bedarf es ausgebildeter OP-Spezialisten. Wird nicht ausgebildet, so kann bald nicht mehr oft genug operiert werden. Zuerst fließt dann kein Geld mehr, folglich wird die Versorgung eingestellt.
»Je öfter ein Chirurg eine der unter die Mindestmengenregelung fallende OP ausführt, desto sicherer wird er - und das kommt dem Patienten zugute«, erklärt Reymond. Gegen die Mindestmengen-Regelung hat auch Prof. Hartwig Bauer, Generalsekretär der Gesellschaft für Chirurgie, nichts einzuwenden - wenn sie auf Eingriffe beschränkt bleibt, in denen ein Plus an Erfahrung das Qualitätsniveau spürbar hebt.

Artikel vom 14.05.2005