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»Rentner« Urkal
gelingt Comeback

Walujew winkt ein WM-Kampf

Bayreuth (dpa). Der Berliner Berufsboxer Oktay Urkal ist wieder im Geschäft, aber der Traum von einem erneuten Weltmeisterschafts-Kampf wird sich wohl nicht erfüllen.

»Ich weiß nicht, ob Oktay mit 35 Jahren dafür noch die Kraft hat«, sagte Trainer Ulli Wegner nach dem erfolgreichen Comeback des Deutsch-Türken aus Berlin. Der Olympia-Zweite von Atlanta 1996 entthronte am Samstag mit einem einstimmigen Punktsieg nach zwölf Runden Europameister Frederic Klose (Frankreich). Nach der WM-Niederlage gegen Champion Vivian Harris aus den USA im vergangenen Oktober wollte Urkal seine Karriere eigentlich beenden.
Im zweiten Hauptkampf vor 4000 Zuschauern in der Oberfrankenhalle verteidigte Schwergewichtler Nikolai Walujew die interkontinentale Meisterschaft der WBA mit einem K.o.-Sieg in der dritten Runde gegen Clifford Etienne aus den USA. Der in Berlin lebende Russe soll noch in diesem Jahr gegen Titelträger John Ruiz aus den USA um die Weltmeisterschaft boxen.
»Es war ein hartes Stück Arbeit, aber ich denke, der Sieg war verdient«, sagte Urkal nach der kämpferisch hochklassigen Auseinandersetzung, in der der 35-jährige Berliner der aktivere Boxer war. »Oktay ist verdient Europameister, er hatte auch die klareren Treffer«, meinte Trainer Ulli Wegner. Der entthronte Franzose war dagegen mit dem Urteil der drei Punktrichter - 117:111, 115:114 und 116:113 für Urkal - gar nicht einverstanden. »Das ist ein kompletter Skandal. Ich bin betrogen worden«, empörte sich Klose, »das ist schon das zweite Mal, dass mir so etwas in Deutschland passiert.« Der 35-Jährige will bei der Europäischen Box- Union (EBU) Protest einlegen und sich an das europäische Sportschiedsgericht wenden: »Ich werde eine Entschädigung verlangen.«
Urkal, der 2000 und 2002 den EM-Titel im Halbweltergewicht gewann, träumt unterdessen von einem WM-Kampf. »Das werden wir in den nächsten Tagen besprechen«, sagte Wegner.
Walujew ist mit dem 31. K.o.-Sieg seiner Laufbahn einem WM-Kampf sehr nahe gekommen. Noch in diesem Jahr will der 31-Jährige mit Titelverteidiger Ruiz in den Ring steigen. »Ich will Weltmeister werden«, betonte der 2,13 m große Riese. Boxstall-Chef Wilfried Sauerland geht davon aus, dass sein Schützling auf dem WBA-Kongress am 26. Mai in Buenos Aires zum offiziellen Herausforderer ernannt wird.
Der unterlegene Etienne, der gegen den drei Zentner schweren Walujew auf verlorenem Posten stand, traut dem Russen den WM-Titel zu. »Nikolai wird Weltmeister. Er ist ein riesengroßer Kämpfer mit einem riesengroßen Herz«, meinte der 33-jährige Amerikaner, der in der dritten Runde nach 2:13 Minuten zu Boden musste. Walujew war von dem schnellen Ende des Kampfes überrascht, »denn ich dachte, es geht länger, denn Etienne ist ein guter Fighter.«

Artikel vom 17.05.2005