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Haas siegt und
tut überrascht

Federer gewinnt Masters in Hamburg

Düsseldorf/Hamburg (dpa). Nach dem 2:1-Auftakterfolg gegen die USA beim World Team Cup in Düsseldorf haben die deutschen Tennisspieler die Kritik an ihrer professionellen Einstellung zurückgewiesen.

»Ich bin ein wenig überrascht darüber und finde es hundertprozentig nicht korrekt«, sagte Thomas Haas. »Ich verstehe das Wort Krise nicht und beschäftige mich mit dem Thema nicht so sehr.« Sein Mitstreiter Nicolas Kiefer hat die Schelte von Teamchef Patrik Kühnen nach dem Debakel beim Masters-Turnier in Hamburg zwar zur Kenntnis genommen, will sich den Schuh aber nicht anziehen: »Ich fühle mich persönlich nicht angesprochen.«
Mit ihren Einzelsiegen in Düsseldorf haben Haas (6:2, 6:4 gegen Vincent Spadea) und Kiefer (6:2, 6:2 gegen Jeff Morrison) eine sportliche Antwort auf das historisch schlechte Abschneiden am Rothenbaum - nur Kiefer erreichte die zweite Runde - gegeben. Nach großem Kampf und Spiel mussten sich Haas und Alexander Waske im Doppel dem Weltklasse-Duo Bob und Mike Bryan mit 7:6 (7:4), 6:7 (5:7), 5:7 geschlagen geben. »Das ist das Beste, was ich von ihnen je gesehen habe, das macht Mut für den Daviscup«, sagte Kühnen mit Blick auf Aufstiegsspiel vom 23. bis 25. September in Tschechien.
Der Daviscup-Kapitän war bemüht, nach seinem Rundumschlag in der Hansestadt die Gemüter wieder zu beruhigen. »Die Thematik Hamburg ist ad acta gelegt. Ich habe mit den Spielern gesprochen, und es ist nun abgehakt«, meinte Kühnen. Der Sieg über die allerdings nur mit Einzelspielern aus der zweiten und dritten Reihe angereisten Amerikaner habe gezeigt, dass sich sein Aufbegehren gelohnt habe. »Das deutsche Tennis kann man nicht am Hamburger Turnier festmachen. Wir sind wer, auf jeden Fall.«
Dieser Ansicht ist auch der Frankfurter Waske: »Wir sind eine große Tennis-Nation. Im Ausland werden wir immer noch als sehr stark angesehen, mehr als in Deutschland.« Ähnlich sieht es auch Kiefer: »Das Wichtigste ist, wieder erfolgreich zu sein.« Die Mannschafts-Weltmeisterschaft in Düsseldorf könnte ein erster Schritt dazu werden. »Den Grundstein haben wir mit dem Sieg gegen die USA gelegt. Wir brauchen uns nicht verstecken«, sagte Kiefer. Das deutsche Team, das 1998 zuletzt den WM-Titel gewann, muss morgen gegen Schweden antreten, dass Spanien mit 1:2 unterlag.
Publikumsliebling Roger Federer hat zum dritten Mal nach 2002 und 2004 das Masters-Turnier in Hamburg gewonnen. Der Weltranglistenerste aus der Schweiz gewann am Sonntag vor knapp 13 000 Zuschauern das Endspiel am Rothenbaum gegen den 18 Jahre alten Qualifikanten Richard Gasquet aus Frankreich mit 6:3, 7:5, 7:6 (7:4) und revanchierte sich für die Niederlage gegen den Teenager vor vier Wochen im Viertelfinale von Monte Carlo.
Federer holte seinen sechsten Turniersieg in diesem Jahr ohne Satzverlust und kassierte für den 28. Titel seiner Karriere 340 000 Euro Preisgeld. In Deutschland ist er seit 22 Matches ungeschlagen, gewann neben drei Titeln in Hamburg zwei Mal die Gerry Weber Open (2003/2004) und ein Mal in München (2003). »Ich fühle mich eben wohl in Deutschland, fast wie adoptiert«, meinte der Eidgenosse.

Artikel vom 17.05.2005