14.05.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Messe des Frohsinns«

Deutsches Turnfest: 95 000 Aktive aus 4500 Vereinen

Berlin (dpa). Hochbetrieb auf den Bahnhöfen, erwartungsfrohe Stimmung in Berlin: Wenn in den frühen Morgenstunden des Samstags zehntausende Athleten zwischen 12 und 99 Jahren in ihren bunten Trainingsanzügen Berlin überschwemmen, ist die Hauptstadt für das größte Massensportspektakel der Welt gut gerüstet.
Die 26 Messehallen unter dem Funkturm glänzen wie auch die weiteren Veranstaltungsorte in schmuckem Turnfest-Design, 377 Schulen stehen für Übernachtungen bereit, 5500 Helfer freuen sich auf ihre Gäste. Das Internationale Deutsche Turnfest wird für die Hauptstadt ein organisatorischer Probelauf für die Fußball-WM.
»Deutschland öffnet sich für die Welt mit diesem bunten Schaufenster des Sports. Das passt ein Jahr vor der Fußball-WM ganz genau ins Bild«, meint Manfred von Richthofen, der Präsident des Deutschen Sportbundes, vor der größten Sportveranstaltung des Jahres in Deutschland. Mehr als 95 000 Aktive aus 4500 Vereinen haben für die »Messe der Bewegung und des Frohsinns«, wie es von Richthofen ausdrückt, gemeldet. Gemeinsam mit den Tausenden Helfern und mehr als 2000 Mitwirkenden bei dutzenden Showveranstaltungen sorgen sie für den quantitativ größte Sport-Höhepunkt seit der deutschen Vereinigung. Zum dritten Mal nach 1968 und 1987 ist die Stadt, in der Friedrich Ludwig Jahn 1811 den ersten Übungsplatz in der Hasenheide errichtete, Gastgeber des größten Festivals der Turner.
Mit 11 000 Teilnehmern stellt der Westfälische Turnerbund die größte Abordnung, Baden-Württemberg stellt mit mehr als 20 000 Aktiven aus Schwäbischem und Badischem Turnerbund die stärkste Vertretung der deutschen Bundesländer. Sie alle werden sich am Samstagabend auf der Straße des 17. Juni einfinden, wo ein gestalteter Festumzug seine Premiere in der 145-jährigen Historie deutscher Turnfeste erlebt. Am Ende der Flaniermeile wird Bundespräsident Horst Köhler am Brandenburger Tor mit dem Einbrechen der Dunkelheit das Spektakel offiziell eröffnen. Ein Höhenfeuerwerk rundet die Veranstaltung ab und gibt zugleich den Auftakt zur ersten Turnfestparty.
Am Pfingstsonntag beginnt mit dem Auftritt von Trampolin- Olympiasiegerin Anna Dogonadze (Bad Kreuznach) im Synchronspringen die Parade des Spitzensports, bei der acht deutsche Meisterschaften entschieden werden. Zum Höhepunkt soll sich dabei das Gerätefinale der Turner im ausverkauften Velodrom gestalten, bei dem der 17-jährige Fabian Hambüchen aus Wetzlar und die anderen Athleten der Nationalmannschaft ihre Programm für die bevorstehenden EM Anfang Juni in Debrecen präsentieren. »Das Turnfest ist die einmalige Chance, die ganze Breite des Turnens darzustellen, das sonst nur über den Spitzensport wahrgenommen wird«, urteilt Rainer Brechtken, Präsident des Deutschen Turner-Bundes. Er ist daher auch guter Hoffnung, dass die Vereine als Kernzellen des deutschen Sports gestärkt aus dem Fest hervorgehen: »Der Verein ist ein Stück Heimat in einer sich dramatisch verändernden Welt, er stärkt das soziale Miteinander.«
Die Politik ist durchweg präsent: Kanzler Gerhard Schröder lädt eine Abordnung des Turnfestes für den 18. Mai ins Kanzleramt ein. Schirmherr Horst Köhler wird gemeinsam mit Manfred von Richthofen Vereine ehren, die schon länger als 100 Jahre bestehen. Innenminister Otto Schily ist Gast beim Abschluß am 20. Mai.

Artikel vom 14.05.2005