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Geheimnisse und Wahrheit

In Cannes zeichnet sich noch keine Goldene Palme ab

Von Karin Zintz
Cannes (dpa). Das Licht ist hart am Bosporus, und die Rhythmen sind schnell. Mitten hinein in die lebhafte Musikszene der türkischen Stadt Istanbul taucht Fatih Akin mit seinem Dokumentarfilm »Crossing The Bridge - The Sound of Istanbul« hatte Atkins Werk am Freitag bei den Filmfestspielen in Cannes außer Konkurrenz Premiere: Ein kleiner Film, mit wenig Aufwand gedreht, aber interessant und vibrierend in der Vielfalt der Menschen und ihrer Musik.
Immer noch umlagert: Catherine Deneuve.

Unterdessen stehen die Palmen am Strandboulevard La Croisette immer noch stramm. Und auch die Goldene Palme der Filmfestspiele hat noch kein Wettbewerbsbeitrag ernsthaft ins Wanken gebracht. Dagegen hatten die bisher gezeigten fünf Beiträge in der Konkurrenz alle einen morbiden Zug: Kein Film kam ohne Leiche aus.
Todesnähe durchweht den Film von Gus Van Sant. Schon der Titel »Last Days« deutet auf das Ende hin. Und mit dem Wissen, dass sich Kurt Cobain, der legendäre Sänger der Grunge-Rockband Nirwana, im April 1994 erschossen hat, kennt das Publikum auch den letzten Akt. Inspiriert vom Selbstmord des Stars, konstruiert Van Sant eine Handlung um den fiktiven Musiker Blake.
»Last Days« verweigert sich psychologisierenden Momenten und versucht gar nicht erst, ein Geheimnis zu erklären. Dagegen steht der Weg zur Wahrheit um den Tod einer jungen Frau im Zentrum von »Where The Truth Lies« des Kanadiers Atom Egoyan. Mit Kevin Bacon und Colin Firth als Stars erzählt Egoyan eine Geschichte über das Show-Business und den Fluch der Berühmtheit.
Eine für westliche Augen ganz andere öffentliche Wahrnehmung von »Ruhm« liegt dem japanischen Wettbewerbsbeitrag »Bashing« von Kobayashi Masahiro zu Grunde. Eine junge Helferin ist im Irak-Krieg als Geisel genommen worden und stößt nach ihrer Befreiung in ihrer japanischen Heimat auf Ablehnung und Hass. Der bisher letzte Tote im Wettbewerb von Cannes liegt verborgen in einem Sarg der irakischen Armee. Der Kurde Saleem thematisiert in seinem Wüsten-Road-Movie die Schikanen gegen die Kurden.

Artikel vom 14.05.2005