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Trotz Berger:
Im Osten geht
die Sonne unter

Hansa-Abschied nach zehn Jahren

Von Dirk Schuster
Rostock (WB). Tiefe Enttäuschung im Osten: Mit dem FC Hansa Rostock verlässt der letzte der ehemaligen DDR-Oberligisten die 1. Bundesliga. »Das ist ein Schlag ins Kontor«, findet Ost-Fußballpräsident Hans-Georg Moldenhauer.

Am vorzeitigen Abstieg des FCH hat Trainer Jörg Berger immer noch zu knabbern. »Das schüttelt man nicht so schnell aus der Wäsche. Das ist ein Schock, den man erstmal verarbeiten muss«, beteuerte der 60-Jährige, der in seiner knapp sechsmonatigen Amtszeit das Kentern der Hansa-Kogge nach zehn Jahren Bundesligazugehörigkeit nicht verhindern konnte. Immerhin: Berger bleibt trotz Abstieg Rostock-Coach, sein Vertrag gilt auch für die 2. Liga.
Für Mathias Schober, Marcus Allbäck, Uwe Möhrle, Marcus Lantz, Joakim Persson, Thomas Meggle und Gabriel Melkam dürfte der Auftritt gegen Arminia der letzte vor heimischer Kulisse sein. Auch Thomas Rasmussen trägt sich mit Abwanderungsgedanken. Der dänische Nationalspieler flirtet mit dem 1. FC Nürnberg.
Das letzte Heimspiel der Saison hatte sich speziell Mathias Schober ganz anders vorgestellt. Für den Torwart wird die Partie gegen den DSC seine 150. in der Bundesliga sein. »Ein trauriges Jubiläum«, sagt der Kapitän. Der Abstieg hat den 29-Jährigen auch in einen persönlichen Zwiespalt gebracht. Mönchengladbach und Köln mit seinem neuen Trainer Uwe Rapolder sollen Interesse an Schober haben. Der Keeper: »Ich kann nicht am Sonntag absteigen und am Montag meinen Berater anrufen und sagen, jetzt such' mir mal was Neues. So'n Typ bin ich nicht.«
Neben dem Gelb-gesperrten Michael Hartmann werden gegen Bielefeld auch Rade Prica und Jari Litmanen wohl nur zuschauen. Offen ist auch der Einsatz von Thomas Rasmussen und Delano Hill. Dennoch hofft Berger, »dass wir unsere Heimserie fortsetzen können, damit wir uns mit einem Erfolg von den eigenen Fans in die Sommerpause verabschieden.«
Der Bundesliga-Absteiger kann der Erteilung der Zweitliga-Lizenz durch die Deutsche Fußball-Liga übrigens beruhigter entgegensehen und in seinen Planungen Nägel mit Köpfen machen. Durch eine Bürgschaft des Landes Mecklenburg-Vorpommern in Höhe von 4,7 Millionen Euro wird den Bedingungen und Auflagen für die Lizenzerteilung die Schärfe genommen.
Dennoch: Nicht nur bei den Spielern, die in der 2. Liga deutlich weniger verdienen als im Oberhaus, auch auf der Leitungsebene wird gespart. Hier sollen die Ausgaben um 50 Prozent reduziert werden. Der Vorstand wird künftig nur noch aus vier statt fünf Mitgliedern bestehen. Maximal 14 Mitarbeiter werden wegen des Abstiegs entlassen.
Unterstützung bekommt der Fußball-Osten vom DFB: Theo Zwanziger, der geschäftsführende Präsident, sagte, er wünsche sich die Rückkehr von Ost-Traditionsvereinen in die 1. Liga. Dafür, regte Zwanziger an, »sollten wir uns zusammen setzen mit den Präsidenten der Landesverbände und alle Möglichkeiten prüfen«.

Artikel vom 14.05.2005