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Schauspieler mit Haut und Haar

Helmuth Westhausser hielt dem Theater Bielefeld 35 Jahre lang die Treue

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). »Die Schauspielerei ist ein harter Beruf, den man mit Haut und Haaren lieben muss, sonst hält man nicht durch«, sagt Helmuth Westhausser. Er hat allein am Bielefelder Theater 35 Jahre »durchgehalten« - mit Gerhart Hauptmanns »Webern« (Premiere am 9. Juni) verabschiedet sich der 65-Jährige in den Un-Ruhestand.

Denn wenn es für ihn Gelegenheit gebe zu spielen, dann würde er nicht nein sagen - allerdings, so Westhausser, nicht in der Intensität wie jetzt noch. Der gebürtige Österreicher stand bereits mit zwölf auf der Bühne, zunächst aber trat er beruflich in Mutters Fußstapfen: Sie war Kostümbildnerin. Helmuth Westhausser besuchte die Textilschule, begann aber auch mit der Schauspielschule: »Mit 23 war ich fertig, anschließend habe ich Schmiere gespielt.« Und viel gelernt: »Wir mussten unsere Bühne in Wirtshäusern aufbauen, haben dreimal täglich gespielt: morgens für Kinder, nachmittags etwas Heiteres, abends ein Drama . . .« Das sei für ihn ein »gutes Training fürs Weihnachtsmärchen« gewesen. Jahrelang gab es kein Märchen, in dem Westhausser nicht dabei war und sich nicht in die Herzen der Kinder spielte. Er schätzt, dass es an die 2000 Märchenvorstellungen gewesen sind. Seine Frau Inge ist am Theater in der Damenschneiderei tätig. Überhaupt: Das Ehepaar schaffte es, immer gemeinsam angestellt zu werden. Nach Überzeugung von Helmuth Westhausser ein großes Glück: »Die Familie gehört doch zusammen.« Sohn und Schwiegertochter leben in Bielefeld, Tochter, Schwiegersohn und Enkelkind in Wien.
Dort, in Wien, spielte Westhausser am »Theater an der Wien« und am »Theater an der Josefstadt«, aber es habe »nichts auf Dauer« gegeben. Deshalb gingen er und seine Frau zunächst nach Rendsburg, dann nach Bielefeld.
Sein Debüt gab Westhausser mit der Rolle des Dauphin in Dürrenmatts »König Johann«. Seitdem hat er große Rollen gespielt. Gern erinnert er sich an »Herz eines Boxers«, »Gesellschaft am Abgrund«, aber auch an »Wiener Blut« (»Das habe ich dreimal gespielt«). Aufmerksamkeit erregte Helmuth Westhausser auch durch seine Darstellung des »Herrn Karl« in dem gleichnamigen Einpersonenstück von Carl Merz und Helmut Qualtinger. Die Größe der Rollen sei für ihn nie entscheidend gewesen, so Westhausser: »Mir ist wichtig, wenn ich etwas einbringen kann, versuchen kann, an Grenzen zu gehen.« Spaß machen würden ihm auch Operetten oder Stücke wie »Männer - Tore, Tränen und Triumphe«: »Ich hatte nur zwei Lieder, der Reiz war aber, einen Charakter zu formen.«
Bedenken, sich im Ruhestand zu langweilen, hat Westhausser nicht: Er spielt Tennis, möchte mit seiner Frau einen Tanzkurs besuchen und Sprachen lernen. Außerdem freue er sich darauf, »spontan irgendwo hinfahren zu können, ohne dazu einen Urlaubsschein zu brauchen.« Außerdem gibt es da noch das Salonorchester ÝMelangeÜ. Der nächste Auftritt: im »KaffeeKunst« am 27. Juni. Natürlich auch mit »Weaner Liedern«.

Artikel vom 14.05.2005