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Der berufliche Weg der neuen Galerie-Direktorin ist ebenso raketenhaft wie ungewöhnlich. 2003 stieg Nicole Bierbaum als studentische Hilfskraft stundenweise in die Samuelis Baumgarte Galerie ein. Ein Jahr später wurde sie bereits zur Galerie-Leiterin benannt. »Alles hat sich sehr schnell entwickelt«, sagt sie selbst und verweist zudem auf einen klassischen Quereinstieg.
Denn schwankend zwischen Literaturwissenschaft und Kunstgeschichte entschied sie sich für die Literatur und studierte an der Universität Bielefeld noch Anglistik und Wirtschaftswissenschaften. Letzteres, so gibt sie unumwunden zu, sei zwar nicht ihrer Leidenschaft entsprungen, aber als notwendig erachtet worden, um strukturiertes Denken zu erlernen.
Bei ihrem vielseitigen Aufgabengebiet muss sie den Überblick behalten, ist sie doch neben der Betreuung nationaler und internationaler Künstler für die Galerie auch stark in den Zweig »Art Consulting« eingebunden.
Seit fast zwei Jahrzehnten berät Baumgarte Unternehmen, Konzerne, Gesellschaften, die öffentliche Hand, Verbände, Anwalts- und Wirtschaftssozietäten sowie Hotelketten im In- und Ausland bei der künstlerischen Gestaltung der Repräsentationsgebäude. Organisation und Projektbetreuung sind Aufgabengebiete, in die die junge Direktorin mittlerweile stark involviert ist. »Ich kümmere mich zum Beispiel um die Ausschreibung von Kunstwettbewerben und um die Verträge mit den Künstlern«, erläutert Nicole Bierbaum.
Stolz ist sie darauf, an der Platzgestaltung für das neue IG-Metall-Domizil in Frankfurt am Main mitgewirkt zu haben. Art Consulting realisierte dort für die Igemet, die Treuhandverwaltung der IG-Metall, eine filigrane Stahlskulptur, geschaffen von der japanischen Künstlerin Aiko Miywakis.
Damals noch stets in Begleitung ihres Chefs, betreut Nicole Bierbaum mittlerweile ihre ganz eigenen Projekte: Derzeit ist sie mit der Kunstberatung für das Hamburger Bankhaus Wölbern betraut. Wölbern baut in Hafen-City, einem ganz neu entstehenden Stadtteil, ein achtgeschossiges Gebäude. »Das alles ist sehr arbeitsintensiv, aber es macht auch sehr viel Spaß«, betont sie. »Da entsteht immer etwas, was noch lange erhalten bleibt. Und darin liegt ein spezieller Reiz.«
Gefragt nach den Geschäften, gibt sich Nicole Bierbaum positiv. Trotz Wirtschaftskrise, so beteuert sie, laufe der Zweig Kunstberatung gut. »Das ist eine Nische, in der man auch bei einem etwas kleineren Budget und mit viel Kreativität gute Erfolge erzielen kann. Kunst ist für viele Unternehmen immer noch ein Bereich, in dem man sich besonders gut von anderen abheben kann.«
Des weiteren gehört es zu den Aufgaben der jungen Direktorin, die Messebeteiligungen der Galerie vorzubereiten. Die Art Cologne wirft ihre Schatten bereits wieder voraus. Und dann ist da noch die Kontaktaufnahme und Kontaktpflege mit den Künstlern. Dabei kommen ihr nicht zuletzt ihre Englischkenntnisse zugute: »Künstler wollen sich in ihrer eigenen Sprache ausdrücken und nicht lange nach Formulierungen in einer für sie fremden Sprache suchen.« Ein Auslandssemester in Southampton, das Nicole Bierbaum während ihres Studiums einlegte, zahlt sich hier besonders aus.
Und dann ist da noch das Reisen, das ihr an ihrem Tätigkeitsfeld gefällt. Dabei kann sie Hobby und Beruf vorzüglich miteinander verbinden, was auf den Besuch von Ausstellungen ebenso zutrifft. Derzeit ist aber eher wohl ausspannen angesagt. Auf Mallorca hat sich die Galerie-Direktorin eine ruhig gelegene Unterkunft gesucht -Ê nach den turbulenten Monaten vor der Galerie-Erweiterung und der festlichen Einweihung derselben mit mehr als 1600 Gästen nur zu gut verständlich.

Artikel vom 14.05.2005