14.05.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Der Flug ist im Computer«

Ungewissheit in Paderborn - Tausende Urlauber bangen

Paderborn (WB/pic/kol/dpa). Wie kommen wir nach Antalya? Vor dieser Frage stehen 315 Urlauber, die am Pfingstsonntag aus vom Flughafen Paderborn in den Türkei-Urlaub starten wollen. Gebucht sind sie auf den 10.50-Uhr-Flug mit der türkischen Fluglinie Onur Air. Doch die hat in Deutschland Start- und Landeverbot.
Maschinen der Onur Air müssen »wegen technischer Mängel« am Boden bleiben.

»Bei uns steht der Flug noch im Computer«, lautet am Freitag die Auskunft der Info-Mitarbeiterin in Paderborn. Dass die 315 Urlauber nicht mit der türkischen Fluglinie gen Mittelmeer düsen werden, ist da längst amtlich. Die deutsche Flugsicherung und die niederländischen Behörden haben der türkischen Charter-Fluglinie die Start- und Landerechte entzogen. Grund: Technische Mängel an einem Airbus A300. Dieser Typ wird auch auf der Strecke Paderborn-Antalya eingesetzt. In den Niederlanden hatte es zudem bereits mehrfach Probleme bei Starts von von Onur-Air-Maschinen gegeben.
Für den Paderborner Flug haben LTU, Öger und Alltours Plätze gebucht. »Wenn Sie wissen wollen, wie es weiter geht, müssen Sie sich an die Veranstalter wenden«, lautet der Rat aus dem Info-Center. Wie es weiter geht, wollen auch jene 315 Touristen wissen, die mit der Sonntagsmaschine den Hinflug von Antalya nach Paderborn die Heimreise antreten wollen. Geplante Ankunft: 9.40 Uhr.
Möglicherweise wird es einigen Heimkehrern so ergehen wie jenen 33 Passagieren, die schon am Freitag mehr oder weniger unfreiwillig in Paderborn gelandet waren. Sie wollten mit anderen Onur-Maschinen nach Dortmund und Frankfurt fliegen, wurden aber auf die Air-Berlin-Maschine nach Paderborn umgebucht.
Während die letzten in Paderborn gestrandeten Heimkehrer noch per Bus oder Bahn auf dem Weg zu ihrem Heimatort sind, eskaliert in Ankara und Berlin der Luftstreit. Zunächst verweigern die türkischen Behörden einer Maschine vor Air Berlin die Landung, dann melden auch die Deutsche BA, LTU, Aeroflight und Hamburg International, dass ihren als Ersatz für die Onur-Flüge gecharterten Maschinen die Landegenehmigung verweigert werde. Air-Berlin-Sprecher Peter Hauptvogel schäumt: »Die Türkei nimmt deutsche Urlauber als Geisel.«
Die deutsche Botschaft in Ankara und Außenamts-Staatssekretär Klaus Scharioth und Verkehrsminister Manfred Stolpe schalten sich ein, bis das Außenministerim am Abend melden kann: »Das Einflugverbot ist aufgehoben.« Die großen deutschen Reiseveranstalter sagen zu, weitere Sondermaschinen einzusetzen und auch für Touristen anderer Veranstalter Plätze auf Hin- und Rückflügen schaffen zu wollen.
Die Urlauber in Paderborn und anderswo werden zu Pfingsten also wohl doch noch zu ein paar Sonnenstunden in der Türkei kommen. Für Klaus Laepple, Präsident des Deutschen Reisebüroverbandes, steht schon jetzt fest: »Die Türkei hat einen »enormen Imageschaden angerichtet.«

Artikel vom 14.05.2005