17.05.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Selbstbewusst und am Ende
auch ein bisschen heiser . . .

Frank Geidecks Arbeitstag als verantwortlicher Chef war kein Problem

Von Werner Jöstingmeyer
Rostock (WB). Für Frank Geideck war es ein normaler Arbeits-Alltag. Obwohl er im Rostocker Ostseestadion erstmals als Chefcoach einer Bundesligamannschaft auf der Trainerbank saß, gab er sich gewohnt cool und gelassen. Ein bisschen heiser sei er schon, sagte der 38-jährige »Ur-Armine« und stellte fest: »Ich musste häufiger ins Spiel reinrufen und korrigieren als sonst.«

Weil es in in den ersten 45 Minuten auf dem grünen Rasen nicht richtig lief und vor allem die Abwehr fahrig und unkonzentiert wirkte, sprach Geideck die Probleme in der Halbzeitpause an. »Ruhig und sachlich«, wie er später versicherte. Allerdings hatte er auch nichts dagegen, dass ihn dabei der ansonsten auf der Tribüne sitzende Sportdirektor Thomas von Heesen unterstützte und ob der desolaten Mannschaftsleistung »deutlichere Worte« fand.
Das Ergebnis der Co-Produktion: In den zweiten 45 Minuten riss sich das Team am Riemen und kassierte den 40. Saisonpunkt.
Die lange DSC-Karriere des Frank Geideck: Ernst Middendorp beförderte den ehemaligen Linksaußen und Mittelfeld-Allrounder im Winter 1994/95 zum Co-Trainer. Auch nach dem Aufstieg in die 2. Liga wollte »Power-Ernst« nicht auf ihn als Spieler verzichten, so dass Frank immerhin auf zehn Einsätze kam.
Die Bielefelder Trainer und auch Spieler kamen und gingen, doch Frank Geideck blieb. Nach Middendorp »überlebte« der momentane Interimscoach in Thomas von Heesen, Hermann Gerland, Benno Möhlmann und Uwe Rapolder mittlerweise vier weitere »Chefs«. Komplimente bekam er stets von allen Seiten. Middendorp sagte bei seiner Entlassung am 17. August 1998: »Egal, welchen Verein ich zukünftig in der Welt trainiere, Frank Geideck würde ich als Assistenten immer mitnehmen.« Ähnlich äußerte sich jetzt Rapolder: »Frank hat hervorragende Arbeit geleistet.«
Fünf Coaches haben Frank Geideck auch in seiner Entwicklung geprägt. Er selbst will sich nicht festlegen, von wem er am meisten als Co-Trainer profitierte. Von Middendorp? »Das war ein anderes Verhältnis. Ich war teilweise noch Spieler und erst 28 Jahre alt. Von Ernst habe ich zweifellos Disziplin und Engagement gelernt«, stellt Geideck fest. Das engste Verhältnis pflegte er sicherlich mit Benno Möhlmann. »Das lag auch daran, dass Benno allein in Bielefeld wohnte. Mit ihm habe ich mich in der Woche drei bis viermal auch abends getroffen.«
Der ausgebildete Diplom-Sportlehrer Frank Geideck macht allerdings keinen Hehl daraus, dass ihm im rein taktischen Bereich Rapolder am meisten beibrachte. »Es ist sensationell, was Uwe auf diesem Gebiet drauf hat.«
Geidecks Herz hängt seit 33 Jahren an Arminia. Er sei nur einen Steinwurf von der Alm entfernt aufgewachsen, begründet er seinen Faible für den DSC. Für ihn war es jetzt auch kein Problem, das Bundesligateam in Rostock alleinverantwortlich zu coachen. Schließlich war er schon einmal in die Bresche gesprungen, als im Oktober 2000 Hermann Gerland entlassen wurde. Geideck erinnert sich das kuriose 0:0 gegen Waldhof Mannheim: »Weil Goran Curko damals sein Tor räumte und sich einen spektakulären Abgang verschaffte, stand ich als Trainer nicht so sehr im Blickpunkt.«
Selbstbewusst saß Geideck am Pfingstsamstag um 10 Uhr im Rostocker Hotel »Courtyard Marriott« mit dem Kommentator des Fernsehsenders Premiere zusammen, besprach mit ihm vor der Live-Übertragung Taktik und Aufstellung. Ebenso gelassen begegnete er nach dem Spiel im Ostseestadion dem prominenten und routinierten Hansa-Kollegen Jörg Berger: »Ich wünsche Rostock alles Gute und hoffe, dass ihr bald wieder in die Bundesliga zurückkehrt.« Und im Nachsatz: »Das wird eine ganz schwere Aufgabe. Ich weiß, wovon ich spreche.« Mit Frank Geideck war Arminia viermal auf (1996, 1999, 2002, 2004), aber auch dreimal abgestiegen (1998, 2000, 2003).
Nur noch am kommenden Samstag wird der langjährige »Co« Geideck gegen Wolfsburg als Chefcoach fungieren. Dann tritt er wieder zurück ins zweite Glied und assistiert in bewährter Form seinem Freund Thomas von Heesen. Seine diplomatische Antwort, ob er nicht selbst eines Tages das oberste sportliche Kommando bei Arminia übernehmen will: »Diese Frage stellt sich nicht.«

Artikel vom 17.05.2005