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Kehrtwende in Bochum

Abgestiegene VfL-Profis wollen Neururer behalten

Bochum (dpa). Beim VfL Bochum bahnt sich in der Trainerfrage womöglich eine überraschende Kehrtwende an. Obwohl der fünfte Bundesliga-Abstieg des VfL trotz des 2:0 über den VfB Stuttgart besiegelt wurde, machten sich die Leitwölfe des Teams für den Verbleib von Peter Neururer stark.
Die im Profifußball ungewöhnliche Aktion von Kapitän Dariusz Wosz und Torhüter Rein van Duijnhoven sorgte für lebhafte Diskussionen und könnte tatsächlich für ein Umdenken sorgen. »Warum soll Neururer nicht in Bochum bleiben? Mit seinem Fortgang wird das Problem doch nicht gelöst«, meinte van Duijnhoven.
Der 50 Jahre alte Coach, der direkt nach dem Spiel von seinen Emotionen überwältigt in den Katakomben verschwand, kann sich einen Verbleib in Bochum gut vorstellen. Zwar sagte er es nicht ausdrücklich, aber klar ist: Neururer würde gern bleiben. »Wenn ich in der 2. Liga arbeite, dann nur beim VfL Bochum. Aber es liegt nicht in meiner Macht. Nun sind andere am Zug«, sagte der Coach.
Die Solidaritätsbekundungen mehrerer Spieler brachten ihn wohl ins Grübeln. »Ich habe immer den Rückhalt in der Mannschaft, von unserem Clubchef Werner Altegoer und bei vielen Fans gespürt. Natürlich kann man in einem 24-Spieler-Kader nicht 24 Freunde haben. Aber die Aktion im Stadion tat schon gut«, sagte der Fußballlehrer. Neururer erwartet nach Gesprächen mit Altegoer (»Unser Präses tut sich auch schwer«) eine Entscheidung noch in dieser Woche. Erst vor 14 Tagen hatte man sich auf ein Ende der Zusammenarbeit im Abstiegsfall verständigt.
Der Vorstoß von Wosz und van Duijnhoven spaltet den Club in zwei Lager. Nicht alle Akteure wollten sich den Worten ihrer »Vordenker« anschließen. Und auch viele Fans halten die neu entfachte Diskussion für überflüssig. Laut Vorstandsmitglied Ansgar Schwenken ist ohnehin die Suche nach einem Nachfolger längst im Gange: »Es wäre sicherlich hilfreich, wenn er möglichst früh gefunden würde.« Ein Kandidat, Ove Pedersen von Esbjerg BK, saß beim Spiel gegen Stuttgart sogar schon auf der Tribüne.
Während die Absteiger von ihren Fans mit Applaus verabschiedet wurden, gab es für die Champions-League-Anwärter Spottgesänge. Nur mit Hilfe der Polizei konnte der Stuttgarter Mannschaftsbus das Ruhrstadion verlassen. Bei den Anhängern geht die Angst um, dass der VfB den 3. Rang wie am letzten Spieltag der Vorsaison noch räumen muss. Ein Sieg über Meister FC Bayern München soll allen Beteiligten ein weiteres Trauma ersparen.

Artikel vom 17.05.2005