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Erpressung mit
vermissten Hund

Unhold nutzte Not des Opfers aus


Bielefeld (uko). Die Sorgen und Nöte einer Hundebesitzerin hat ein Bielefelder schamlos ausgenutzt: Unter dem Vorwand, das verschwundene Tier zurückgeben zu wollen, hat der 44-jährige Mann die Frau genötigt und sexuell erpresst. Das Amtsgericht verurteilte den Täter zu 900 Euro Geldstrafe.
Die 30-jährige Angestellte Hella W. (Namen geändert) vermisste seit einigen Tagen ihren Mischlingshund. Gemeinsam mit ihrer Schwester hatte sie in Schildesche Zettel um Mithilfe an Bäume und Laternenpfähle gehängt. Die Suchaufrufe waren zudem mit ihrer Funktelefonnummer, nicht aber mit einem Namen bestückt.
Am 28. Oktober 2004 schließlich erhielt die besorgte Frau einen Anruf, der sie wieder hoffen ließ, das Tier bald zurückzuerhalten: Sie solle am Abend jenes Tages zu der Straße An der Reegt kommen, dort werde er ihr den Hund aushändigen, sagte der Anrufer. Während der Autofahrt dorthin erhielt die junge Frau einen weiteren Anruf: Ohne Umschweife zeigte der anonyme Mann sein schmutziges Gesicht. Er forderte die Frau zu perversen sexuellen Handlungen auf, obendrein sollte das Opfer Fragen nach intimen Gewohnheiten beantworten. Hella W. kam dem Verlangen nicht nach, setzte das Telefonat jedoch fort, denn sie erhoffte sich ja Hinweise auf den Verbleib des Hundes.
Die Frau erstattete umgehend Strafanzeige. Über die Rufnummer wurde der Schildescher Georg S. als Täter ermittelt. »Das ist eine üble Sauerei, die Sie begangen haben«, wetterte jetzt Amtsrichter Eckhard Krämer. Georg S. gab die Tat kleinlaut zu. Seine Entschuldigung: »Ich bin alkoholkrank, ich muss betrunken gewesen sein.«
Schon oft sei er zur Entgiftung gewesen, geholfen habe es bisher nichts, sagte der Angeklagte. Nun werde er sich in eine Therapie begeben. Beim Opfer entschuldigte sich der Sex-Unhold ohne Wenn und Aber. »Ich weiß nicht, welcher Teufel mich geritten hat. Es tut mir sehr leid.«
Wegen versuchter besonders schwerer Nötigung verurteilte Krämer den Mann schließlich zu 900 Euro Geldstrafe (90 Tagessätze zu jeweils zehn Euro). Ihren Hund hat die Bielefelderin übrigens nicht wiederbekommen. Das Tier wurde später tot aufgefunden.

Artikel vom 13.05.2005