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Weidemark-Chef
bleibt in Haft

Beschuldigte legen Geständnis ab

Von Ernst-Wilhelm Pape
Rheda-Wiedenbrück/Sögel (WB). Nach der bundesweiten Razzia gegen Schwarzarbeit und Lohndumping hat sich der Verdacht gegen den Geschäftsführer des Schlachtbetriebes Weidemark in Sögel (Emsland), Richard W. (58), erhärtet.

Drei Subunternehmer hätten den Geschäftsführer stark belastet, sagte gestern der Oldenburger Staatsanwalt Bernard Südbeck. Richard W. befinde sich weiterhin in Untersuchungshaft. Die bisherigen Aussagen des Firmenchefs seien nicht glaubhaft. Beim Landgericht Oldenburg sei Haftbeschwerde eingelegt worden. Hierüber sei aber noch nicht entschieden worden, sagte Südbeck. Dem Beschuldigten und einem weiteren Verantwortlichen des Unternehmens werden illegales Entleihen ausländischer Arbeitnehmer und Betrug vorgeworfen.
Weidemark gehört zur Tönnies-Gruppe in Rheda-Wiedenbrück (Kreis Gütersloh). Tönnies ist mit 4900 Mitarbeitern das größte private Unternehmen der Fleischbranche Europas. Derzeit werde geprüft, ob es auch im Tönnies-Werk Weißenfels (Sachsen-Anhalt) zu kriminellen Machenschaften bei der Beschäftigung ausländischer Arbeiter gekommen sei, sagte Südbeck. Der unter Verdacht stehende Weidemark-Geschäftsführer sei an drei Tagen in der Woche in Weißenfels tätig gewesen.
Zwei Subunternehmer waren während der Razzia am 21. April verhaftet worden, ein weiterer hatte sich später den Behörden freiwillig gestellt. Insgesamt wird sechs Verantwortlichen der drei Subunternehmen aus Werlte (Emsland), Wiesbaden und Kiel vorgeworfen, unter dem Deckmantel von Werkverträgen 300 Arbeiter aus Polen und Ungarn illegal an das Unternehmen Weidemark verliehen und Sozialversicherungsbeiträge von fünf Millionen Euro hinterzogen zu haben. Die drei Subunternehmer hätten ein Geständnis abgelegt, sagte Südbeck. Sie seien aus der Untersuchungshaft entlassen worden.
Bei der Razzia am 21. April waren in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein, Hessen und Mecklenburg-Vorpommern an 44 Orten Wohnungen und Geschäftsräume durchsucht worden.

Artikel vom 13.05.2005