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»Dornenvögel« lassen grüßen

Maximilian Schell und Erol Sander im Film »Die Liebe eines Priesters«

VonÊ PatriciaÊÊ Brinkhoff
ARD, 20.15 Uhr: Zwei charismatische Schauspieler treffen heute im Film »Die Liebe eines Priesters« aufeinander: Erol Sander spielt den Kleinkriminellen Michael, der eine Lebensmüde vor dem Ertrinken rettet und dank dieser Tat auf den Pfad der Tugend zurückfindet.
Endlich hat Klara (Sonsee Neu) in Michael (Erol Sander) einen Mann getroffen, der klug und sensibel ist. Doch Michael, der sich in sie verliebt hat, verschweigt, dass er bald Priester wird.Foto: ARD

Maximilian Schell übernimmt den Part des väterlichen Freundes, der den Geläuterten in einem Kloster versteckt und zum Priester bekehren möchte. Bevor er das schafft, steht Publikumsliebling Sander in seiner Rolle als Michael noch vor einer schweren Entscheidung. Soll er seine aufkeimende Liebe zu einer Frau vor seine vermeintliche Berufung zum Priester stellen? Nach Jahren im Kloster trifft Michael nämlich die einst gerettete Klara (Sonsee Neu) durch Zufall wieder und verliebt sich in sie. Er wagt es jedoch nicht, ihr von seiner bevorstehenden Priesterweihe zu erzählen.
Ein Hauch der »Dornenvögel« weht also durch die Gassen Prags, wo Regisseur Franz Josef Gottlieb die melodramatische Geschichte nach einem Drehbuch von Don Bohlinger (»Die Rückkehr des Tanzlehrers«) inszenierte. Vor der prachtvollen Kulisse der tschechischen Hauptstadt strebt die charmante Lovestory schließlich ihrem dramatischen Finale entgegen.
Oscar-Preisträger Maximilian Schell spielt einen Geistlichen - nicht zum ersten Mal, wie er mit einer kleinen Anekdote humorvoll unterstreicht: »Als Kind wurde ich einmal von einem Pfarrer gefragt, was ich denn werden wolle. Meine Antwort damals war: »Zuerst Ministrant, dann Pfarrer, Bischof, Kardinal, Papst und schließlich Heiliger.«
Am darauffolgenden Sonntag erklärte der Pfarrer in seiner Predigt, dass das wohl »nicht so einfach« sei, erinnert sich der Schauspieler, der inzwischen vor der Kamera das Gegenteil bewies. In seinen Filmen verkörperte er fast alles: einen Pfarrer, einen Bischof, einen Kardinal sogar mehrere Male und einen Heiligen. »Nur der Papst fehlt mir noch, aber das kann ja noch kommen!«
Für Erol Sander ist der 74-Jährige nicht nur in »Die Liebe eines Priesters« ein großes Vorbild. Dabei muss er sich hinter dem älteren Kollegen keineswegs verstecken. In wenigen Jahren hat sich der 36-Jährige nicht nur in die Herzen der Zuschauer gespielt, sondern ist auch zum international gefragten Star aufgestiegen: Zehn Jahre lang war er erfolgreiches Model, bevor er 1999 mit der RTL-Serie »Sinan Toprak« seinen Durchbruch in Deutschland feierte.
Seiner Rolle in der internationalen Koproduktion »Soraya « (2004) hat er ein Casting bei Hollywood-Regisseur Oliver Stone zu verdanken. Er setzte sich gegen die große Konkurrenz durch und spielte jüngst neben Colin Farrell und Angelina Jolie in Stones Kino-Epos »Alexander« die Rolle des Prinzen Pharnakes.
Erol Sander weiß, welche Bedeutung dieser Film für seine Karriere haben kann. Doch sein Augenmerk liegt weiter auf Deutschland. Als nächstes wird der gebürtige Türke mit deutschem Pass in Schweden einen neuen Sonntagsfilm für die Mainzelmänner drehen.

Artikel vom 19.05.2005