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Die »Orgel des kleinen
Mannes« stellt sich vor

Walter Haverkamp präsentiert Geschichte und Musik

Brackwede (ho). Besuchern der »Winterkirche« im Gemeindehaus der evangelischen Bartholomäuskirchengemeinde ist es bestens bekannt: das historische Harmonium, mit dem die Gottesdienste musikalisch gestaltet wurden.
Jetzt soll das seltene Instrument einer breiteren Öffentlichkeit präsentiert werden: Am morgigen Samstag, 14. Mai, von 11 und 13 Uhr, stellt Kantor Walter Haverkamp in der Bartholomäuskirche in Wort und Musik das Harmonium vor.
Hintergrund der Aktion: Das Instrument muss fachgerecht komplett überholt und aufwändig ge-stimmt werden. Nach ersten Schätzungen würde das rund 1 200 Euro kosten, Geld, das die Kirchengemeinde nicht hat. Mit der Vorstellung der »Orgel des kleinen Mannes« hofft Walter Haverkamp, den entsprechenden Geldbetrag durch Spenden zusammen zu bekommen.
Noch nicht entschieden ist allerdings, ob das Harmonium Bestandteil des Brackweder Kircheninstrumentariums (neben West-Orgel, Vanini-Cembalo, Blüthner-Flügel und Glockenspiel) wird. Die endgültige Entscheidung darüber wird erst im Herbst fallen, wenn über die Zukunft der so genannten Winterkirche beraten wird. Walter Haverkamp: »So lange können wir allerdings nicht warten, gegebenenfalls muss die Reparatur kurzfristig erfolgen«.
Viele ältere Brackweder erinnern sich noch, wie früher in Gemeindehäusern, Kapellen oder gar Privathäusern ein Harmonium stand. Liebevoll-spöttisch wurde es auch als »Psalmenpumpe« bezeichnet. An das Instrument mit einem reich gestalteten Gehäuse geriet Walter Haverkamp eher zufällig. Das um 1880 von der »Clough & Warren Company« in Detroit gebaute Instrument mit seinen sieben Zungenreihen kam über die Firma »P. Neuschild Weimar« nach Deutschland, stand auf einem Bauernhof in Rödinghausen. Der Besitzer wollte es los werden und meldete sich beim Kirchenkreis Herford. Sabine Haverkamp, als Pastorin tätig, hörte davon und griff sofort zu. »Sonst wäre das schöne Stücke vermutlich auf dem Müll gelandet«, sagt Walter Haverkamp.
Glück für die Brackweder. In ihren Reihen gibt es einen gelernten Harmoniumbaumeister - Erhard Beyer, der heute fast ausschließlich im Klavierbau und als Klavierstimmer tätig ist. Sohn Sebastian (29), ebenfalls Klavierbauer und Tuba-Bläser im Brackweder Posaunenchor, war von dem alten Instrument so angetan, dass er sofort Hilfe bei der Grundreinigung und Erneuerung der Blasebälge zusagte.
Und in den Wintermonaten erfreute das alte Harmonium viele Gottesdienstbesucher mit seiner großen Klangpalette. Kantor Walter Haverkamp hofft, dass die Entscheidung zugunsten des Instrumentes fällt und der Spendenbetrag zusammenkommt. »Sonst gibt es auch schon eine private Interessentin«, weist er auf die Konsequenz hin.

Artikel vom 13.05.2005