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Middelhoff übernimmt
Karstadts Ruder selbst

Hero Brahms Aufsichtsratschef des Handelskonzerns

Frankfurt (dpa/WB/in). Thomas Middelhoff (52) wechselt vom Posten des KarstadtQuelle-Aufsichtsratschefs an die Vorstandsspitze des kriselnden Handelskonzerns. Vor knapp drei Jahren war er im Streit vom Chefposten des Gütersloher Medienkonzerns Bertelsmann AG zurückgetreten.
Zeigt bei KarstadtQuelle, wo es lang geht: Thomas Middelhoff. Foto: Stefan Hörttrich

Der bisherige Vorstandsvorsitzende Christoph Achenbach hatte Anfang April nach nur neun Monaten Amtszeit das Handtuch geworfen. Seitdem koordiniert Finanzchef Harald Pinger den Vorstand. Die Berufung Middelhoffs wäre eine Abkehr vom ursprünglichen Plan. Nach Achenbachs Abgang hatte es geheißen, die Wünsche konzentrierten sich auf einen »charismatischen Handelsfachmann mit Kenntnissen des heimischen Marktes«.
Middelhoff, der mit Frau und fünf Kindern in Bielefeld wohnt, gilt nicht als Handelsexperte. Der Manager ist derzeit für das Europa-Geschäft des Finanzinvestors Investcorp in London verantwortlich. Er gilt als enger Vertrauter der Karstadt-Großaktionärin Madeleine Schickedanz. Unmittelbar nach Achenbachs Rückzug war eine größere Rolle Middelhoffs im operativen Geschäft dementiert worden. Über seinen starken Einfluss wurde allerdings seit seiner Berufung zum Aufsichtsratschef spekuliert.
KarstadtQuelle versucht mit einem harten Sanierungskonzept, die Verluste zu stoppen. Das Vorhaben wird durch die Umsatzschwäche bedroht. Pinger sprach bereits vor einem Monat bei der Bilanzvorlage von einem »relativ schwachen Start« ins neue Jahr und bezifferte den Rückgang des Konzernumsatzes in den ersten drei Monaten auf 8,6 Prozent. Im Vergleich dazu habe sich das Ergebnis »besser« entwickelt. Der Stellenabbau soll beschleunigt werden.
Erst vor wenigen Tagen hatte es geheißen, ein neuer Vorstandschef solle noch im laufenden Quartal gefunden werden. Es war von vier Kandidaten die Rede, die in der engeren Wahl seien. Middelhoff hatte als Profil einen erfahrenen Sanierer genannt, der auch ein Gespür für Kunden und Trends haben müsse. »Der Neue muss kein Deutscher sein, aber deutschsprachig«, sagte er in einem Interview.
Berichten zufolge gab Ex-Carrefour-Chef Daniel Bernard, der auch bei Metro arbeitete, Middelhoff einen Korb. Zudem heißt es, dass der Ende Juni zurücktretende Chef des Logistikers Thiel, Klaus Eierhoff, für den Posten nicht in Frage komme; Eierhoff war als Chef der Bertelsmann Direct Group ein Weggefährte Middelhoffs. Seite 4: Kommentar

Artikel vom 13.05.2005