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Senner Damen
müssen sich jetzt
neu orientieren

Verbandsligaabstieg nach 20 Jahren

Von Thomas Bertz
Bielefeld (WB). Seit dem vergangenen Wochenende ist es amtlich, ein weiteres Kapitel Handball-Geschichte in Bielefeld ist beendet: Nach fast 20 Jahren in der Verbands- oder gar Oberliga ist mit dem HT SF Senne auch das klassenhöchste Damenteam aus der Leinenstadt abgestiegen.

»Ich bin hin- und hergerissen zwischen einerseits und andererseits«, gab Trainer Mark Fischer Einblick in sein Seelenleben, denn die schwache Saisonleistung, die im Abstieg gipfelte, macht den Trainer (»Ich verliere nur ungern«) traurig und ärgerlich. Soweit das einerseits. Fischer weiter: »Für die Mannschaft ist der Schritt nach unten aber vielleicht nicht das Falscheste«, glaubt der Übungsleiter, dass sich das junge Team in der Landesliga besser entwickeln könne, weil dort weniger Druck laste. Überhaupt: »Ein Abstieg ist nicht schlimm, so lange es ein vernünftiges Konzept gibt«, sagt Fischer - und hat schon seit Wochen parallel geplant. »Für die kommende Saison bin ich zuversichtlich, denn der Kader verspricht einiges«, visieren Fischer, der weiter Trainer bleibt, und die Sennerinnen einen Platz im oberen Tabellendrittel an. Helfen sollen dabei vier bis fünf Neuzugänge.
»Sportliche Wunderdinge darf man nicht erwarten«, mahnt Jochen Reinhardt, langjähriger Manager der Senner Erfolge und zuletzt für die nette Homepage der Senner Damen verantwortlich. »Der Abstieg war keine Überraschung«, sagt Reinhardt, auch wenn sich die Mannschaft teilweise achtbar geschlagen habe. »Konstanz und Nervenstärke haben gefehlt«, erklärt Reinhardt die Gründe für den Abstieg. Doch auch in der Struktur sieht der langjährige Manager und Mit-Vater des Oberliga-Aufstiegs von 2001 die Gründe. »Mehr als Landes- oder Verbandsliga wird in Bielefeld nicht gehen«, glaubt er. Fusionen mit anderen Vereinen hielt er für ein probates Mittel für Spitzenhandball in Bielefeld, doch er stieß auf taube Ohren. Zuletzt scheiterte Reinhardt vereinsintern mit dem Plan mit Oerlinghausens Frauen eine Gemeinschaft zu bilden. Sennes Vorstandschef Michael Neuhaus erklärt, was gegen eine Fusion sprach: »Nach der Spielgemeinschaft der Jungen mit Gadderbaum wollten wir uns nicht entzweien.«
Der Abstieg der ersten Damenmannschaft sei die Folge einer schleichenden Entwicklung, glaubt Neuhaus, da man zuletzt auf Damen von anderen Vereinen angewiesen gewesen sei und nicht auf die eigenen Talente setzen konnte. Dennoch: »Wir stehen nicht vor einem Scherbenhaufen.« Auch Jochen Reinhardt stößt hier ins gleiche Horn: »Dieser Abstieg ist kein Untergang und keine Katastrophe. In Senne wird auch weiterhin Frauen-Handball gespielt werden.« Die Schritte dort werden die Sennerinnen endgültig ohne den Macher schaffen müssen, Reinhardt ist beruflich zu stark in Münster gebunden.
Helfen wird dafür weiterhin Ute Schmidt. Die »Sennestädter Handball-Legende«, selbst an zahlreichen Höhenflügen beteiligt, wird weiter die Reserve in der Bezirksliga betreuen. Sie blickt positiv in die Zukunft, mahnt aber ähnlich wie Jochen Reinhardt eine Verbesserung der Strukturen an. »Wir müssen zusehen, dass wir eine ordentliche Mannschaft zusammenbekommen und bald wieder oben mitspielen.« Zwar sei der Verein im unteren Jugendbereich gut besetzt, was fehle, sei der Mittelbau. »Auf lange Sicht hilft uns nur gute Jugendarbeit«, ist sie überzeugt. Hier sieht auch ihr Vorstandschef Ansatzpunkte: »Die deutliche Lücke zwischen dem Damen-Bereich und unserem Kinderhandball ist nicht fürchterlich gesund.« Jetzt sei es, laut Neuhaus, Zeit für eine Bestandsaufnahme. »Wir stehen vor einer neuen Orientierung«, sagt Neuhaus.
Vom Niedergang des Handballs in Senne durch den Abstieg will Ute Schmidt nichts wissen: »Ich habe das Gefühl, dass es mit dem gesamten Frauenhandball in Bielefeld nicht nach oben geht. Es war von uns eine tolle Leistung, dieses Niveau so lange zu halten.« Jetzt müsse es heißen wieder etwas auf die Beine zu stellen, um sich von den anderen Bielefelder Vereinen wieder abzuheben. Das sieht auch Michael Neuhaus so, auch wenn es immer schwieriger sei aufzusteigen, als eine Klasse zu halten. Die Landesliga böte jedoch eine gute Chance für die Sennerinnen, zumal sie wegen der Regionalität - sechs Derbys - besonders attraktiv sei, glaubt Michael Neuhaus. Deshalb sieht der Vorstandschef in der neuen Liga »eher eine Chance als einen Verlust«.
In puncto Personalplanungen hat sich bei den Sennerinnen für die kommende Saison neben den bereits feststehenden Zu- und Abgängen weiteres getan. Silke Katins verlässt die erste Mannschaft in Richtung Reserveteam. Den umgekehrten Weg schlägt Linksaußen Nina Obelodde ein. Zudem stößt Margarethe Bak vom TSV Schloß-Neuhaus zum Team. Die Linkshänderin wurde mit ihrem Team Bezirksmeisterin und ist mit Trainer Mark Fischer verheiratet.

Artikel vom 13.05.2005