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Bewegungsschmerz aktiv begegnen

WESTFALEN-BLATT-Lesertelefon: Die Antworten der Schmerz-Experten

Bielefeld (WB/ist). Bei Bewegungsschmerz ist Aktivität gefordert. Darin waren sich die Experten am WESTFALEN-BLATT-Lesertelefon einig. Denn wer sich nicht bewegt, der trägt zur Verschlechterung seines Gesundheitszustandes bei.

Bewegungsschmerzen sind die häufigste Ursache chronischer Schmerzen. Sie treten auf bei Rückenschmerzen, Osteoporose (Knochenschwund), Arthrose (Gelenkverschleiß), Rheuma oder Arthritis (Gelenkentzündung). Die vier Schmerztherapeuten Dr. Vera Schrader aus Minden, Dr. Dirk Buschmann und Dr. Eckard von Glinski aus Herford, sowie Peter Steiner aus Bielefeld wiesen die Anrufer immer wieder darauf hin, wie wichtig Bewegung bei diesen Erkrankungen ist. Um diese aber zu ermöglichen, müssen Schmerzen möglichst frühzeitig mit richtigen Mitteln behandelt werden.
Geschieht das nicht, können akute Schmerzen chronisch werden. Der Schmerz hat dann seine Alarmfunktion verloren, ist selbst zur Krankheit geworden.
Nachfolgend nun für alle, die wegen der starken Nachfrage nicht am Telefon zu den Schmerzärzten durchkamen, einige der am häufigsten gestellten Fragen sowie die Antworten der Experten:

Meine Mutter leidet an einer schweren Arthrose in den Knien. Sie kann sich kaum bewegen. Ist eine Kur für sie sinnvoll? Ja, Kur oder Reha sind zu empfehlen. Vorher aber muss der Schmerz ausreichend gelindert werden. Denn nur dann kann sie Bewegungsübungen durchführen.

Ich leide seit fünf Jahren an Osteoporose. Die Schmerzen werden immer stärker. Wieso? Osteoporose ist krankhafter Knochenabbau. Wenn bei zunehmender Entkalkung kleine Risse oder Verformungen auftreten, wird es schmerzhaft. Behandelt wird zweigleisig: Der Knochenabbau wird gebremst, der Schmerz gestillt.

Ich habe von meinem Arzt ein Opioid bekommen - ist das gefährlich? Nein, bei entsprechend starken Schmerzen sind Opioide angezeigt. Dies gilt vor allem, wenn andere Schmerzmittel hoch dosiert werden müssten: Das Verhältnis von Wirkung und Nebenwirkung ist dann ungünstig. Opioide als Retardtabletten zeigen schon in geringer Dosierung Erfolg.

Ist Arthrose erblich? Meine Mutter und Großmutter leiden an der Krankheit. Arthrose selbst wird nicht vererbt, aber die Veranlagung kann in den Genen liegen. Es gibt zusätzliche Risikofaktoren, etwa Fehlstellungen der Beine, Übergewicht, Diabetes und Gicht. Fettstoffwechselstörungen beeinflussen die Nährstoff-Versorgung des Knorpels negativ.

Ich wurde viermal an der Bandscheibe operiert. Vor Schmerzen kann ich kaum laufen. Schmerzmittel helfen nicht. Auch Nervenblockaden hat mein Arzt schon durchgeführt. Bei Ihnen ist der Schmerz chronisch geworden. Wir kombinieren mehrere Maßnahmen: lang wirkende bzw. retardierte Opioide wie Oxycodon, Krankengymnastik und Entspannungsmethoden.

Gibt es auch Alternativen zu Schmerzmedikamenten? Erfolge in der Schmerztherapie wurden auch mit Akupunktur, Entspannungstechniken, TENS-Behandlung (transkutane elektrische Nervenstimulation) oder Psychotherapie erzielt. Oft werden diese Verfahren mit Schmerzmedikamenten kombiniert.

Ist bei Rückenschmerzen immer die Wirbelsäule Schuld? Nein, bei hartnäckigen Rückenbeschwerden muss der Arzt auch an andere Auslöser denken: Durchblutungsstörung des Herzens, Geschwüre am Magen oder Zwölffingerdarm, Entzündungen der Bauchspeicheldrüse oder Niere, Erkrankungen von Leber, Galle, Milz oder Gebärmutter. Auch die psycho-soziale Komponente darf nicht vernachlässigt werden.

Wie finde ich ortsnah einen Arzt, der mir hilft, meine starlem Schmerzen in den Griff zu bekommen? Rufen Sie das Schmerztelefon der Deutschen Schmerzliga an: 0700 / 375 375 375. Die Berater helfen Ihnen.

l Weitere Informationen: Die Broschüre »Aktiv bei Bewegungsschmerz« ist über Internet oder per Post anzufordern: Deutsche Schmerzliga e.V., Adenauer Allee 18, 61440 Oberursel.
www.schmerzmessen.de

Artikel vom 13.05.2005