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Neuer Wettskandal nach
verdeckter Ermittlung?

Staatsanwaltschaft Duisburg bestätigt mögliche Hinweise

Duisburg (dpa). Dem deutschen Fußball droht möglicherweise eine neue Wettaffäre. Bei verdeckten Ermittlungen hätten sich Hinweise auf mögliche Spielmanipulationen zum Zweck hoher Wettgewinne ergeben, sagte ein Sprecher der Duisburger Staatsanwaltschaft.
Er bestätigte damit einen entsprechenden Bericht der »Neue Ruhr/Neue Ruhr Zeitung«. Demnach wurden auf Spiele der Regionalliga-Saison 2003/2004, deren Ausgang zuvor manipuliert worden sein sollen, Wetteinsätze von bis zu 10 000 Euro getätigt.
Michael Grunwald - Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft, der die Duisburger Ermittlungs-Ergebnisse zugestellt wurden - wollte aber nicht von einem neuerlichen Wettskandal sprechen. »Die Ermittlungen in Duisburg haben zu einem Vorprüfungsverfahren geführt, dieses Stadium ist aber noch nicht überschritten. Es liegt kein Anfangsverdacht für eine konkrete Straftat vor«, sagte Grunwald und verwies auf die noch dürftige Beweislage.
Auch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) reagierte darauf zurückhaltend. »Wir haben derzeit keine konkreten Hinweise. Sobald sich konkrete Verdachtsmomente ergeben, werden wir im Rahmen unserer sportrechtlichen Möglichkeiten ermitteln«, erklärte DFB-Pressechef Harald Stenger.
Bei umfangreichen Telefonüberwachungen mutmaßlicher Drogenhändler waren den Ermittlern in Duisburg laut »NRZ« zahlreiche Gespräche aufgefallen, die sich um dem Fußball drehten. Dabei soll es um eine in Mazedonien beheimatete Gruppierung mit Verbindungen in die deutsche Drogenszene gehen. Die international operierende Bande soll Tipps auf zuvor »geregelte« Spiele der SG Wattenscheid 09 gegen Holstein Kiel und den FC Sachsen Leipzig abgegeben haben. Zudem sollen zahlreiche Partien der obersten Spielklassen in Frankreich, Belgien und Österreich betroffen sein.
In Berlin, wo von der Staatsanwaltschaft nach dem Fall Robert Hoyzer eine »Einsatzgruppe Fußball« gebildet worden, die ihre Ermittlungen vor allem auf drei noch immer in Untersuchungshaft befindlichen kroatischen Brüdern konzentrierte, waren im Zusammenhang mit dem Wettskandal zu Wochenbeginn gleichfalls weitere Durchsuchungen im Cafe King, mehreren Wohnungen und zwei Steuerbüros durchgeführt worden. Wie die Staatsanwaltschaft Berlin bestätigte, seien über die Ermittlungen zum Wettbetrug neue Indizien bekannt geworden, die in den Bereich des Steuerbetrugs fielen.
Nach einem Bericht der »Süddeutschen Zeitung« gehen die Ermittler von insgesamt 28 manipulierten Begegnungen aus. Der Berliner Kronzeuge Hoyzer hat eingestanden, als Schiedsrichter für 67 000 Euro Spiele manipuliert zu haben. Angeblich gibt es bisher keine Hinweise, wonach die von der Duisburger Staatsanwaltschaft behandelte Affäre in einem Zusammenhang mit dem in Berlin aufgedeckten Wettskandal steht.

Artikel vom 13.05.2005