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Sport hilft aus
der Isolation

Bewegung in Krebsnachsorge-Sportgruppen

Die Vorstellung Ruhe und Schonung sei für Krebsbetroffene das einzig Wahre, ist lange überholt. Die erste Krebsnachsorge-Sportgruppe in Deutschland wurde 1981 gegründet. Heute haben sich diese Bewegungsangebote längst neben den herkömmlichen Angeboten wie Sportvereinen, VHS, Fitness-Studios, etabliert.
Eine Krebsdiagnose zieht nicht nur medizinische Folgen durch die Krankheit selbst und die entsprechenden Therapien nach sich, sondern vor allem wirkt sie sich auch belastend auf die seelische Verfassung und das soziale Umfeld aus. Durch ein gesundes und ausgewogenes Gleichgewicht an Bewegung und Aktion sowie Entspannung und Erholung werden auch seelische und soziale Lebensbereiche positiv beeinflusst. Die häufig in Anschlussheilbehandlung und Rehabilitationsmaßnahmen erzielten Behandlungserfolge und das bis dato erreichte Bewegungsausmaß sollten weiterhin stabilisiert, die Psyche gestärkt und soziale Kontakte festgehalten oder aufgebaut werden.
Der durch Operationen, Medikamente und Therapien geschwächte Körper wird durch ein ausgewogenes und moderates Bewegungs- und Sportangebot allmählich wieder aufgebaut und gestärkt. Schon- und Fehlhaltungen werden durch Kräftigung der geschwächten Muskulatur reduziert, die allgemeine Beweglichkeit nimmt zu, Herz-Kreislaufsystem und Immunsystems werden gestärkt und die Entspannungsfähigkeit nimmt zu.
Geist, Gefühl und Seele sind durch Ängste, Medikamente, Schmerzen und Unsicherheiten häufig getrübt. Die Bewegungsangebote zielen gleichzeitig auf Aspekte wie ein positives Körpervertrauen und die Stärkung des Selbstbewusstseins. Freudvolles Erleben ersetzt angsterfüllte und traurige Gedanken, Bewegungsängste werden abgebaut und Sicherheit findet ihren Platz.
Durch Krankenhausaufenthalt, Operationen, verändertes Aussehen und Verhalten ist häufig der »altbewährte« Platz in Gesellschaft und unter Freunden verloren gegangen. Somit ist vor allem der psychosoziale Aspekt nicht unbedeutend. Über das Medium Bewegung werden Kontakte zu Gleichgesinnten aufgebaut, Vertrauen zu anderen kann wachsen, man fühlt sich verstanden und akzeptiert. Gemeinsames Erleben von Freude und Spaß an Bewegung und Sport lockt aus der Isolation.
Bewegungsangebote wie Entstauungsgymnastik, Mobilisationstraining, Atemtherapie, Bewegung, Tanz und Entspannung, Walking und Nordic Walking richten sich sowohl an Betroffene, die vor ihrer Erkrankung keinen Sport getrieben haben, als auch an diejenigen, die einen Wiedereinstieg in den Sport suchen. Voraussetzung ist lediglich ein persönliches Engagement, sportlich tätig zu werden, eigenverantwortlich etwas zum persönlichen Wohlbefinden und zur eigenen Gesundheit beitragen zu wollen. In der Krebssportgruppe wird sich vollkommen ohne Leistungsdruck bewegt, entsprechend der eigenen, individuellen Möglichkeiten, die immer wieder Maßstab für die einzelnen Übungen sein werden.
Schlussendlich wird mit Hilfe der Sport- und Bewegungstherapie eine Verbesserung der aktuellen Situation krebskranker Menschen erzielt, ein Alltag mit bestmöglicher Lebensqualität. Denn trotz der Belastung und Risiken durch den Krebs sollte das Leben selbstbestimmt und sinnerfüllt sein. Dem Krebs sollte man also nicht ausgeliefert sein, sondern ihn in die persönliche Lebenswelt integrieren.

Artikel vom 20.05.2005