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Die Torjäger-Jagd:
Schüsse und Kanonen

Marek Mintal liegt mit 23:19 Treffern vor Roy Makaay

Von Klaus Lükewille
Bielefeld (WB). Der Treff der Vortrefflichen: Beim Duell zwischen dem deutschen Fußball-Rekordmeister FC Bayern München und dem 1. FC Nürnberg stehen sich am Samstag im ausverkauften Olympia-Stadion auch die besten Bundesliga-Schützen gegenüber.
Der Gejagte: Marek Mintal.

Vor dem 32. Spieltag schätzte der Niederländer Roy Makaay das Verfolgungsrennen noch als aussichtslos ein: »Das ist gelaufen, den Marek Mintal packe ich nicht mehr. Sechs Tore Unterschied sind normalerweise zuviel.«
Nach dem 32. Spieltag sah die Liste der Scharfschützen schon etwas anders aus: Der Slowake in Diensten des 1. FC Nürnberg führt jetzt nur noch mit 23:19 vor dem Bayern-Torjäger.
Sie zielen auf die Kanone, die nach der Saison dem erfolgreichsten Angreifer überreicht wird. Aber obwohl Makaay in den letzten zwei Spielen gleich sechs von acht Münchner Toren machte, schätzt er den Strafraum-Endspurt gegen Mintal so ein: »Sicher, ich bin ein Stück näher dran. Aber ich glaube nicht mehr, dass ich ihn noch überholen kann.«
Stapelt da ein Niederländer extra tief? Schließlich kommt Makaay nach langer Treffer-Pause immer besser in Schwung. Ein, zwei Dinger sollten auch gegen Nürnberg drin sein. Die Meister-Abwehr will dafür sorgen, dass Mintal leer ausgeht. Dann käme es am 34. Spieltag zum finalen Wettschießen. Wer wird Erster?
In jedem Fall ein Liga-Legionär. Und das war in den vergangenen Jahren schon immer so. 2004 lag Ailton (Werder Bremen) vorn, 2003 teilten sich der Thomas Christiansen (VfL Bochum) und Giovane Elber (FC Bayern) Platz eins. 2002 stand zuletzt ein deutscher Stürmer an erster Stelle: Martin Max, der treffliche Routinier, damals noch in Diensten des TSV 1860 München. Eine Belohnung für diese außergewöhnlich gute Platzierung gab es trotzdem nicht. Teamchef Rudi Völler hatte in seinem WM-Aufgebot für Max keinen Platz mehr frei.
180 Minuten vor dem Abpfiff der Saison 2004/2005 rangieren in der aktuellen Schützenliste unter den besten zehn Stürmern nur zwei Deutsche: Miroslav Klose (Werder Bremen/15 Tore, Platz 5) und Kevin Kuranyi (13 Tore/Platz 10).
Neun Profis der Top Ten können sich noch verbessern, nur einer nicht mehr. Delron Buckley (DSC Arminia Bielefeld/15 Tore, Platz 5) musste das Scharfschießen vorzeitig einstellen.
Der Südafrikaner sah im Pokal-Halbfinale gegen die Bayern in letzter Minute »Rot« und wurde für sechs Wochen gesperrt.
Buckley hat schon Sommerpause, die Rivalen laden weiter durch. Bis zur letzten Patrone. Wer holt die Kanone? Der Favorit heißt natürlich Mintal. Er führt schon seit Monaten die Rangliste an. Er hätte es verdient. Denn beim FC Bayern München, in Schalke, Stuttgart oder Berlin ist das Toreschießen dank der Hilfe erstklassiger Vorbereiter leichter.
Beim 1. FC Nürnberg sieht das etwas anders aus. Da gibt es nicht so viele Kollegen, die die Kugel maßgerecht auflegen. Da spielt Mintal meistens den Alleinunterhalter im Angriff. Und deshalb sind seine 23 Volltreffer, die er bisher auf dem Konto hat, ganz besonders bemerkenswert.
Mintal, Makaay und Marcelinho. Die drei »Großen« mit dem großen M. Ausländer sind die Besten in der erstklassigen Bundesliga-Schießbude. Aber immerhin, eine Klasse tiefer, da gibt es auch einen deutschen Angreifer, der hier trefflich mithalten kann. Lukas Podolskis 21 Tore waren ein wichtiger »Tür-Öffner« für den Austieg seines 1. FC Köln.

Artikel vom 14.05.2005