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Die Dämonen weichen

Arbeiten von Ulrich Schubert in der Fachhochschule

Von Matthias Meyer zur Heyde
Bielefeld (WB). Großes Interesse bei Bielefelder Kunstfreunden haben die Bilder gefunden, die Lars Ulrich Schubert (40) bis zum 20. Mai in der Fachhochschule für Design zeigt. An der Lampingstraße sind 38 Ölbilder und Zeichnungen zu sehen, expressiv, aber keinem Stil sklavisch verpflichtet.

»Manche Bilder sind in zwei Minuten fertig, für andere brauche ich 100 Stunden«, sagt der Dortmunder Künstler Schubert. »Ich male ununterbrochen seit meinem fünften Lebensjahr; was in Bielefeld zu sehen ist, stammt aus den letzten zehn Jahren.« Aus vergleichsweise glücklichen Jahren, denn zuvor musste Schubert stationär in der Hans-Prinzhorn-Klinik in Hemer behandelt werden und erlebte, wie sich seine Persönlichkeit unter Medikamenteneinfluss unsteuerbar veränderte.
Dieser Lebensabschnitt scheint nun vorbei zu sein, und die Dämonen ziehen sich, unwillig zwar, aber fühlbar, auch auf Leinwand und Papier in den Hintergrund zurück. Noch immer allerdings dominiert der für Schuberts ĂŽuvre charakteristische Cephalopode, der Kopffüßer.
»Ich habe so oft gefühlt, mein Kopf wachse ins Unendliche, während der Leib ganz verschwinde«, erklärt Schubert die Genese dieser Figur in seinen Bildern. »Der Künstler kommentiert mit dem Cephalopoden aber auch unsere Verstandeswelt, unsere körper- und gefühlsfeindliche, verkopfte Gesellschaft«, sagte der Kunsthistoriker und Physiotherapeut Ulrich Apolte zur Eröffnung.
Auch wenn Lars Ulrich Schubert öfter mit dem »phantastischen Realisten« Horst Janssen (1929-1995) verglichen wird, so könnte er doch keinen Zeichner nennen, der ihm ein Vorbild wäre. Picasso? »Oh, ich hätte nichts dagegen, wenn ich so gut malte wie er . . .« Geisterhaft muten Schuberts Motive gelegentlich an, in den grellen, giftigen Ölbildern zuweilen surreal, ohne je ein Echo auf Dalì zu sein.
Von den Zeichnungen, grob - artbrutal sozusagen - die einen, empfindsam und schüchtern die anderen, blicken den Betrachter 1000 Augen an. Und wer schon mal einen der modernen SF-Comics, Enki Bilal & Co., gesehen hat - die Detailversessenheit bis in feinste Schraffuren hinein zeichnet auch Lars Ulrich Schubert aus.
Es gibt viel zu sehen - nehmen Sie sich ruhig Zeit für die »Schubertiade«. Nicht lange, und die Bilder reden mit Ihnen.
l Eine zweite Ausstellung läuft parallel, also ebenfalls bis zum 20. Mai: Mehrmals im Jahr besucht die Zeichenklasse von Professor Geilen die Rheinische Klinik Bedburg-Hau, tauscht sich mit den dort stationär behandelten Patienten aus und lässt sich von dem geschlossenen, aber idyllischen Ambiente inspirieren - ein beide Seiten befruchtender Prozess.
Zu sehen sind denn auch Arbeiten in vielen verschiedenen Techniken, von der klassischen Bleistift- oder Tuschezeichnung bis zum - heute nur noch ganz selten zu »erlebenden« - Scherenschnitt. Oliver Prehl hat ein »Doppelobjekt« geschaffen: ein in warmen Erdtönen gehaltenes Mehrfach-»Porträt« einer Taube, davor drei aus Packband und Draht gefertigte Vögel, die einen realen halbskelettiertes Vogelkörper umstehen.
Die FH ist montags bis freitags von 8.00 bis 21 Uhr und samstags von 8.00 bis 12 Uhr zugänglich.

Artikel vom 17.05.2005