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Westag stößt Exporttür auf

Preiskampf drückt auf das Ergebnis -ƊHolzinger wieder auf der Suche

Von Bernhard Hertlein
Düsseldorf/Rheda-Wiedenbrück (WB). Die Westag & Getalit AG geht davon aus, dass der Gewinn in 2005 niedriger ausfallen wird als 2004. Zu sehr haben sich Spanplatten und andere Rohstoffe verteuert. Zu groß ist in dem übersättigten Markt der Türen, Zargen und (Küchen-)Arbeitsplatten der Preisdruck.

Unklar ist nach Aussage des Vorstandsvorsitzenden Pedro Holzinger (65), wie weit der Bauzulieferer auch das angestrebte Umsatzplus von sechs Prozent verfehlen wird. Im ersten Quartal lagen die Rhedaer zwar, wie bereits berichtet, um 4,1 Prozent unter Vorjahr; doch Verträge über große Objekte in Irland (2) und am Flughafen Algier sowie die Aussicht auf weitere lukrative Kontrakte vor allem in den Vereinigten Arabischen Emiraten und in China lassen auf eine baldige Trendumkehr hoffen.
Nachdem 2004 einige Investitionen zurückgestellt und mit 6,4 Millionen Euro das angestrebte Volumen von 10,5 Millionen Euro klar verfehlt wurde, wird 2005 für Westag & Getalit nun wirklich ein Jahr der Investitionen. 11,3 Millionen Euro fließen unter anderem in die Anschaffung einer neuen Produktionsanlage für Schichtplatten. Nach Tilgung eines noch nicht fälligen Kredits von 2,3 Millionen Euro in 2004 hat die AG nach Angaben Holzingers jetzt keine Bankverbindlichkeiten mehr.
Trotz des Standorts in Rheda-Wiedenbrück konnte Westag & Getalit seine Exportquote 2004 von 15,6 auf 16,5 Prozent steigern. Grundlage ist laut Holzinger eine sehr flexible Produktionsstruktur: Die Beschäftigten arbeiten zwischen 30 und 37,5 Stunden, wobei in schwierigen Zeiten auch nur die 30 Arbeitsstunden entlohnt werden. Der Personalanteil an den Kosten ist durch die Automatisierung immer weiter zurückgegangen. Westfag & Getalit beschäftigte Ende März noch 1224 (Vorjahr: 1253) Mitarbeiter, davon 200 im Arbeitsplattenwerk in Wadersloh.
Erst Thorsten Spengler, dann Jan Trommershausen: Beide Kandidaten wurden trotz Verdiensten bei der Leitung der Zentralverwaltung für nicht geeignet befunden, den Vorstandsvorsitz von Westag & Getalit zu übernehmen. Holzinger nannte als einen Grund das jeweils nicht optimale Zusammenspiel mit den Leitern der Geschäftsbereiche Türen/Zargen (Wilhelm Beckers), Sperrholz/Schalung (Dr. Michael Paulitsch) und Laminate/Elemente (Edmund Volmer). Jetzt ist Holzinger erneut auf der Suche nach einem Nachfolger. »Es wird auf jeden Fall eine betriebsfremde Lösung sein«, sagte er bei der gestrigen Bilanzpressekonferenz der AG in Düsseldorf.
Indessen scheinen die Aktionäre -ƊHauptanteilseigner ist mit 73,8 Prozent die Schweizer Syntalit AG (Zug), mindestens 5,5 Prozent halten Belegschaftsmitglieder - mit Holzinger nicht unzufrieden. Immerhin bescherte er ihnen im zehnten Jahr der Baukrise in Deutschland einen ordentlichen Gewinn und eine von 0,28 auf 0,48 Euro bei den Vorzugsaktien und von 0,34 auf 0,54 Euro bei den Stammaktien erhöhte Dividende.

Artikel vom 12.05.2005