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Kleine »Brillenschlangen« haben vollen Durchblick

Sehstörungen frühzeitig erkennen und korrigieren

Von Larissa Kölling
Porta Westfalica (WB). Immer war ihm etwas im Weg - hier eine Baumwurzel, dort eine Kante. Blaue Flecken und Schürfwunden gehörten fast zum »Outfit« des fünfjährigen Nick aus Eisbergen bei Porta Westfalica. »Er ist wohl etwas tollpatschig«, dachten seine Eltern besorgt. Bis sie auf den Rat einer anderen Mutter hin mit Nick einen Augenarzt aufsuchten. Jetzt ist der kleine Wirbelwind aktiver denn je - mit einer pfiffigen Brille auf der Nase.

»Wer gut sieht, hat mehr vom Leben« - so ein Zitat des »Kuratoriums gutes Sehen« (KGS). Der Mensch nimmt einen großen Teil seiner Eindrücke über die Augen auf. Daher bedeuten gesunde, voll funktionsfähige Augen neben mehr Erlebnisfähigkeit vor allem Sicherheit, zum Beispiel im Straßenverkehr, und bessere Chancen in der Schule und im Beruf. Sehstörungen und Augenschäden, die vielfach bereits angeboren sind, lassen sich - sofern sie frühzeitig erkannt werden - meist korrigieren.
Bis heute gibt es leider noch keine gesetzlichen Regelungen, die eine augenärztliche Kontrolle zusätzlich zu den üblichen Vorsorgeuntersuchungen vorschreiben. Im Alter von einem beziehungsweise zwei Jahren hält das KGS dies aber für überaus sinnvoll. »Bei der U 8 gehört eine Augenuntersuchung zum Programm. Aber dabei konnte der Kinderarzt nichts Auffälliges entdecken«, erinnert sich Simone Lorenz, die Mutter von Nick. »Erst der Augenarzt hat später eine extreme Weitsichtigkeit festgestellt.« Das heißt, er kann in der Ferne gut sehen, Dinge im nahen Bereich aber extrem schlecht erkennen. Das häufige Stolpern oder Stoßen an Möbeln ist eine Auffälligkeit, die bei älteren Kindern auf ein Problem mit den Augen hindeuten kann. Weitere Merkmale können zunehmende Sehschwierigkeiten bei Dämmerung oder in der Dunkelheit sein -Ê oder auch ein distanziertes Verhalten gegenüber anderen Kindern. Babys oder Kleinkinder zeigen vielfach folgende Alarmzeichen: Schielen, Schiefhalten des Kopfes, auffallend große Augen, verdrehen der Augen ohne etwas anzuschauen oder auch das Vorbeigreifen an Spielzeug.
Natürlich muss der Säugling das Sehen erst langsam erlernen. Die Augen des Neugeborenen können bereits Helligkeit erkennen. Mit etwa sechs Monaten beginnt das Greifen nach Gegenständen. Erst mit etwa einem Jahr können die »Zwerge« dann gezielt Spielzeug weitergeben. Ob das Kind richtig sehen kann, lässt sich mit einfachen Mitteln feststellen. Das An- und Ausschalten einer Taschenlampe neben dem Babyköpfchen sollte zu neugierigen Augenbewegungen hin zum Licht führen. Im siebten Monat kann ein Kind beim »Guckguck«-Versteckspiel mit Augen- und Körperbewegungen nach Mutter oder Vater suchen. Im zwölften Monat wird es Zeit für das erste Ballspiel. Das Kind wird zwei bis drei Meter entfernt auf den Boden gesetzt und muss dann den heran kullernden Ball richtig greifen.
Alle Augenkrankheiten müssen frühzeitig behandelt werden. Häufig treten Schielen (hier ist die Zusammenarbeit der Augen gestört), Übersichtigkeit (das kommt bei vielen Kleinkindern vor und verwächst sich meist mit der Zeit) und schließlich Kurzsichtigkeit auf (diese ist in den ersten Lebensjahren bei etwa fünf Prozent der Kinder zu beobachten).
Zur Vermeidung bleibender Schäden und zur Korrektur des Sehfehlers ist eine Brille immer notwendig. Oftmals wird auch das gesündere Auge zeitweilig abgeklebt, um das geschwächte zu trainieren.
Nick hat sich seine Brille selbst ausgesucht. Er trägt das kleine, bunte Modell mit Begeisterung und setzt sie morgens auf und erst abends vor dem Schlafengehen wieder ab. »Wir haben richtig bemerkt, wie Nick sich gefreut hat, endlich alles richtig zu erkennen«, erzählt seine Mutter und appelliert an alle Eltern, die Augengesundheit ihrer Kinder frühzeitig testen zu lassen.
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Artikel vom 20.05.2005