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Betrüger ist auf der Flucht

Anleger in 148 Fällen um 3,8 Millionen Euro geprellt

Von Hubertus Hartmann
Paderborn/Dortmund (WB). Ein Betrüger-Duo aus Dortmund soll Anleger um mindestens 3,8 Millionen Euro betrogen haben. »Acht Prozent Zinsen garantiert, 25 Prozent sind möglich.« Bei solchen Aussichten bekommen manche Zeitgenossen noch immer Dollarzeichen in die Augen und schalten den Verstand aus. Doch diese Gier wird bestraft.

Diese Erfahrung musste auch der 52-jährige Siegfried B. aus Paderborn machen. Am Neuen Markt hatte er viel Geld verloren und suchte für seine restlichen Ersparnisse jetzt eine sichere Anlage. Gute Rendite sollte sie trotzdem bringen. Da schien ihm das Angebot eines Anlagevermittlers verlockend. Er empfahl dem Paderborner die Bavaria Trading Company (BTC). Die habe mit so genannten Zinsdifferenzgeschäften in den vergangenen Jahren stets Renditen von mehr als 20 Prozent erzielt, acht Prozent würden es auf jeden Fall - »und das bei 100-prozentiger Sicherheit des Kapitals«.
Siegfried S. überlegte nicht lange und überwies 16 350 Euro auf ein Konto bei der Bank Austria in Wien - 15 000 Euro Anlagesumme, der Rest Provision.
Nun ist das Geld weg. Und nicht nur seines. Hinter der BTC mit Sitz in Dortmund stehen zwei mutmaßliche Betrüger. Andreas S. (42) und sein Partner Horst H. (59) sollen nach dem Schneeballsystem mit Hilfe zahlreicher Vermittler Anlagekapital in großem Stil eingesammelt und das Geld unterschlagen haben. S. steht in Kürze vor Gericht, während H. auf der Flucht ist. »Wir werfen ihnen Betrug in mindestens 148 Fällen mit einem Gesamtschaden von 3,8 Millionen Euro vor«, sagt die Dortmunder Oberstaatsanwältin Dr. Ina Holznagel. Vermutlich ist die Zahl der Geschädigten noch weit höher.
800 000 Euro haben die Fahnder in Wien zwar noch sichergestellt, ob Siegfried B. davon aber etwas abbekommt, ist fraglich. Er verklagte beim Landgericht Paderborn deshalb seinen Vermittler und erzielte zumindest einen Teilerfolg. »Auch Vermittler müssen sich sachkundig machen«, befand Richter Adalbert Heine. Dass derartige Renditeversprechen unredlich seien, könne jeder merken. Was für Anleger gleichermaßen gelte. Den Kläger treffe deshalb ein 50-prozentiges Mitverschulden. Der Vermittler muss Siegfried B. lediglich die Hälfte des eingesetzten Kapitals erstatten.
Az.: 2 O 583/04

Artikel vom 21.05.2005