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Tarifabschluss: plus 3,5 Prozent

Hart wie IG Metall-Stahl


Die Öfen glimmen, die Schornsteine rauchen, Konzerne wie Thyssen-Krupp melden Rekordgewinne: Da ist es nur natürlich, dass die Arbeitnehmer ebenfalls von dem Stahlboom profitieren wollen. Die ausgehandelten 3,5 Prozent sind unter diesem Blickwinkel und in dieser Branche vertretbar.
Dass einige Arbeitgeber nun trotzdem von »Erpressung« sprechen, hat seinen Grund in der schnellen Streikbereitschaft der IG Metall. Die Gewerkschaft zeigte sich hart wie sonst nur Krupp-Stahl. Das Unternehmerlager hätte gern langsamer verhandelt - auch um sicherzugehen, dass der Stahlhunger Chinas und Indiens nicht nachlässt. Allerdings hätte ein Streik zum jetzigen Zeitpunkt mit den sich daraus ergebenden Lieferproblemen den Standort Deutschland weiter beschädigt.
Ein kritischer Punkt ist natürlich die Anhebung des Lohnsockels. Er wird sich dann zum Bumerang entwickeln, wenn die Nachfrage einmal ins Stocken gerät.
Schwieriger wird die Lage für die Kunden der Stahlkocher. Sie kämpfen ohnehin mit den hohen Rohstoffkosten, auf die nun noch die höheren Personalausgaben aufgeschlagen werden. Daran wird die Stahlfirmen jetzt mitten im Boom niemand hindern können. Bleibt nur zu hoffen, dass mindestens die Beschäftigten der Stahlindustrie ein offenes Ohr dafür haben, wenn sie für ihr neues Automobil unter Hinweis auf gestiegene Kosten mehr Geld ausgeben sollen. Bernhard Hertlein

Artikel vom 12.05.2005