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A 33: Erstes Haus in Senne abgerissen

Vor fast 100 Jahren als landwirtschaftlicher Nebenerwerbsbetrieb der Familie Baumhöfner gebaut

Von Annemargret Ohlig
(Text und Foto)
Senne (WB). Mit dem Abbruch des ersten von insgesamt 31 Häusern und Bauernhöfen, die dem geplanten Trassenverlauf der A33 zwischen dem Bielefelder Kreuz und der B61 in Brackwede »im Wege stehen«, ist gestern früh in Senne begonnen worden.

Punkt acht Uhr rollte vor dem 1907 von der Familie Baumhöfner erbauten Haus Buschkampstraße 247 der Abrissbagger vor. »Zwei Tage rechnen wir für den Abriss und am Dienstag kommender Woche ist dann das ganze Gelände glatt«, sagt Juniorchef Baran von der Cuxhavener Abbruch- und Sanierungsgesellschaft mbH, die vom Landesbetrieb Straßenbau NRW den Zuschlag für den Hausabbruch bekommen hat.
Dass bereits jetzt schon - Jahre vor dem eigentlichen Baubeginn der Trasse - das erste Haus abgerissen wird, erklärt Ulrich Windhager, Chef der Bielefelder Niederlassung des Landesbetriebs Straßenbau NRW wie folgt: »Dieses seit Oktober nicht mehr bewohnte Haus haben wir zwischenzeitlich erworben. Um es jedoch für die noch verbleibende Zeit bis zum Baubeginn der Trasse vermieten zu können, hätten wir viel Geld in eine Sanierung stecken müssen.«
Auch die notwendige Sicherung des Gebäudes hätte Kosten verursacht. »Wir haben uns deshalb für den rund 9000 Euro teuren Abriss zum jetzigen Zeitpunkt entschieden, der sowieso gekommen wäre«, so Windhager. Obwohl der Landesbetrieb Straßenbau NRW inzwischen weitere sieben Wohnhäuser und zwei Bauernhöfe erworben hat, die der A33 weichen müssen, sind zurzeit weitere Abrissvorhaben nicht geplant. Das könne sich allerdings kurzfristig ändern.
Heike (42) und Andreas-Ulrich Seidel (41), die ihre »erste gemeinsame Wohnung« im Haus Buschkampstraße hatten und dort fast 18 Jahre lang, bis zum Herbst vergangenen Jahres, gewohnt haben, stimmte der Abriss traurig. »Unsere Töchter Stefanie (16) und Jessica (12) sind hier aufgewachsen. Außerdem haben wir gern so ländlich-ruhig gewohnt und immer viel im Garten gemacht«, sagt Heike Seidel.
Nachdem sie durch ihren Bruder informierte wurde, der gestern per Zufall die Abbrucharbeiten bemerkte, sei sie sofort zu ihrem ehemaligen Domizil gefahren. »Ein echt blödes Gefühl«, beschreibt sie ihre Stimmung. Überraschend kam für die Familie samt Schwägerin Marion Seidel, die ebenfalls zur Miete dort gewohnt hatte, das endgültige Aus für das Haus jedoch nicht.
»Schon als wir einzogen, wurden wir von unserer Vermieterin darauf hingewiesen, dass hier eine Autobahn gebaut werden soll«, erinnert sich die 42-Jährige. Gleichwohl habe man alles immer gerne instand gehalten: einen Pool und Pavillon sowie Spielgeräte für die Kinder im Garten gebaut. Vor zwei Jahren wurden zudem Küche und Wohnzimmer renoviert.
»Aber wir haben uns rechtzeitig, seit etwa eineinhalb bis zwei Jahren, nach etwas neuem umgesehen«, sagt Heike Seidel. »Schließlich will man nicht das Erstbeste nehmen müssen.« In Friedrichsdorf wurden die Seidels dann im Herbst vergangenen Jahres fündig: Sie kauften ein Zweifamilienhaus, in dem auch Schwägerin Marion eine eigene Wohnung hat. Der Swimmingpool ist ebenfalls mit umgezogen. »Der wird zurzeit in unseren neuen Garten eingebuddelt«, sagt Heike Seidel.
Für Wilfried Baumhöfner (63), der in Ummeln wohnt und dessen Großeltern väterlicherseits das Haus 1907 erbaut hatten, ist der Abriss des ehemaligen Familienbesitzes zwar traurig, aber vom Kopf her zu verschmerzen. Er habe dort 26 Jahre lang gewohnt und könne sich noch gut an die kleine Landwirtschaft mit Ställen für Schweine, Ziegen und zeitweise auch einer Kuh erinnern, die bis einige Jahre nach Kriegsende dort noch von den Eltern im Nebenerwerb betrieben wurde.
»1964 wurde das Gebäude komplett zu einem Wohnhaus umgebaut«, sagt er. Als dann jedoch seine langjährigen Mieter im vergangenen Jahr plötzlich auszogen, weil sie selbst ein Haus erworben hatten, habe er verkauft.

Artikel vom 11.05.2005