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Leitartikel
Der DFB im Mai 2005

Neue Stadien
und alte
Baustellen


Von Klaus Lükewille
Die weltmeisterlichen Prachtstücke sind fertig. Was für wunderbare Spielstätten und was für neue Namen. Den Sponsoren sei Dank. Willkommen in der Allianz-Arena und der Veltins-Arena, in der AOL-Arena und der LTU-Arena, in der Commerzbank-Arena oder im Rhein-Energie-Stadion. Das große Turnier, es könnte schon morgen beginnen. Die Türen und die Tore stehen offen.
Aber ein paar »Baustellen« gibt es noch für den Deutschen Fußball-Bund, bevor im Juni 2006 die WM-Kugel rollt. Und da reicht kein kaschierendes Putzen und Polieren, da müssen einige »Mauern« ganz neu gezogen werden.
Außerdem ist das Verbandsdach nicht ganz dicht. Sie standen in den vergangenen Monaten gleich mehrfach im Regen, die Fußball-Funktionäre.
Nasse Füße wollten sich die Präsidenten an der Doppelspitze aber selbstverständlich nicht holen. Gerhard Mayer-Vorfelder, als bewährter Strippenzieher seit Jahrzehnten sturmerprobt, er fühlt sich ohnehin immer auf der trockenen Seite. Auch wenn ihm das Wasser schon bis zum Halse steht: Das kann doch einen MV nicht erschüttern. An dem perlt alles ab. Der sitzt alles aus.
Sein Partner Theo Zwanziger ist nicht so lange im Führungs-Geschäft. Er sieht schon noch, wo die Fassaden bröckeln. Deshalb spielte der Boss den Vorarbeiter und packte sofort mit an, als der von Schiedsrichter Robert Hoyzer ausgelöste Wettskandal das DFB-Gebäude schwer erschütterte.
Rigorose Aufklärung - aber möglichst schnell. Das war der Sanierungs-Plan, der auf Zwanzigers Reißbrett entstand. Der Entwurf im Mai 2005: Bei allem Respekt vor dem guten Ansatz und der ehrlichen Absicht, das ging ein bisschen zu fix.
Das sollte zu flott vom Tisch.
Denn da lag offensichtlich längst nicht alles drauf. Wie neue Verdachtsmomente aus der Regionalliga-Saison 2003/2004 zeigen: Dieser Skandal wird den DFB vorerst weiter verfolgen.
Wetten, dass...?
Wobei der Verband hier ja selbst mit ins Geschäft kommen will. Betrüger Hoyzer und Konsorten machten den Herren klar, wie viel Geld da zu verdienen ist. Inzwischen haben die DFB-Architekten ein eigenes »Wett-Büro« in Auftrag gegeben.
Kurios, aber wahr.
Wie die Lizenzvergabe durch die Deutsche Fußball-Liga. Borussia Dortmund, ruinös verschuldet, darf selbstverständlich weiter mitspielen und konnte Arminia Bielefeld den besten Angreifer wegkaufen. Noch so eine zugige Ball-Baustelle. Hier wackelt das Gerüst seit Jahren. Komisch, nur die »Großen«, die stürzen nie ab.
Lizenzen und die kleinen Differenzen. Gerechtigkeit gibt es fast nirgendwo - warum im Fußball?
Aber daran arbeiten sollten sie wenigstens, die DFB-Verantwortlichen. Denn wie sie auf den Putz hauen können, wie sie einen »Wolkenkratzer« auf Hochglanz bringen, haben sie bewiesen.
Hoch, höher, am höchsten! Die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 soll neue Gipfel erreichen. Sportlich - und vor allem finanziell.

Artikel vom 20.05.2005