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Gedenken in der Mitte der Städte

Gunter Demnig verlegt erneut »Stolpersteine« in Ostwestfalen-Lippe

Von Wolfgang Braun
Höxter (WB). Der Kölner Künstler Gunter Demnig hat gestern in Höxter als 91. Stadt so genannte Stolpersteine zur Erinnerung an den im Dritten Reich ermordeten jüdischen Arzt Dr. Richard Frankenberg und seine Ehefrau Anna verlegt.

Die aus Beton gegossenen Steine - sie sind zehn mal zehn mal zehn Zentimeter groß - tragen oben eine Messingplatte, in die die Namen, das Geburtsdatum, Todesort und Todesjahr eingestanzt sind.
Sie werden vor den ehemaligen Wohnhäusern von vor 1945 in Konzentrationslagern getöteten Juden, Sinti und Roma, Homosexuellen oder Zeugen Jehovas in das Pflaster eingelassen.
Gestern Nachmittag setzte Demnig zehn Stolpersteine in Bielefeld, heute wird er in Gütersloh und Soest sein. In Bielefeld haben Menschen für 50 Stolpersteine gespendet. Der erste Stein dort erinnert an Konrad Griefingholt, der verurteilt wurde, weil er »Feindsender abgehört« habe. Er ist 1944 im Zuchthaus verhungert.
»Auch aus religiösen Gründen ist es für Juden wichtig, dass nach ihrem Tod ihr Namen, ihr Geburtstag und das Todesdatum irgendwo verzeichnet sind. Vor allem deshalb, weil unsere Angehörigen nur mit einer Nummer gekennzeichnet namenlos in Konzentrationslagern umgekommen sind«, erläuterte Louis Frankenberg, der Großneffe von Dr. Richard Frankenberg (68). Der letzte Überlebende seiner Familie lebt heute in Brasilien.
Demnig will mit seinen Stolpersteinen - es sind schon weit mehr als 5000 - das Gedenken an die Opfer des Terrors wieder in die Lebensmitte unserer Städte zurückbringen.

Artikel vom 11.05.2005