11.05.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Am Ende überspannt
Dicht
am
DSC

Von Friedrich-Wilhelm Kröger

So dick sind die Tränen nicht, die nach dem angekündigten Abschied von Uwe Rapolder rollen. Der Arminia-Trainer hatte seinen Entscheidungsbogen am Ende überspannt und zu lange gewartet mit einem Bekenntnis für Bielefeld und zu Arminia.
Als das nicht kam, war klar, dass der erfolgreiche Fußball-Lehrer seine Zukunft nicht im bodenständigen Ostwestfalen, sondern im emotionalen Hoheitsgebiet Rheinland sieht, genauer: beim 1. FC Köln. Jeck vor Glück war der DSC über das wochenlange Wankelspiel nicht gerade. Nun fand es seinen erwarteten Abschluss. Aber vielleicht wäre es auch völlig närrisch gewesen, Rapolder nach diesem Hin und Her weiter als Bank-Angestellten in Bielefeld zu beschäftigen. Es hätte ihm doch nach den ersten Niederlagen der neuen Saison niemand mehr abgekauft, mit ganzem Herzen ein »Blauer« zu sein. Darauf deuteten schon die »Party-Pfiffe« hin, die der scheidende Coach anlässlich der 100. Geburtstagsfeier des Vereins über sich ergehen lassen musste.
In einem Telefonat mit Geschäftsführer Roland Kentsch am Spätnachmittag des 9. Mai ließ Rapolder dann die Katze endgültig aus dem Kölner Sack hüpfen. Ob er wirklich so lange benötigte, bis er sich vollkommen sicher war, das Richtige zu tun, weiß nur er selbst. Lichtspielhäuser, die seine Kinder am bisherigen Wohnort Ahlen vermissten, gibt es in Bielefeld jedenfalls genug.
Aber passend ist es schon: Irgendwie scheint alles Kino zu sein. Zu einem Diener verpflichtet bleiben die Verlassenen dem Flüchtigen dennoch, weil er sie in die erste Liga führte und ihnen feinen Fußball beibrachte.
Um so einen kann man schon kämpfen. Bis zuletzt wurde daher auch versucht, die Vorzüge des DSC gegenüber dem FC herauszustellen - ohne Erfolg. Weil das spätestens beim Thema Finanzen auch nicht mehr möglich war.
Nun kommt ein anderer Trainer. Nachkarten ist zwecklos, wenngleich die Fans Uwe Rapolders letzten Auftritt gegen Wolfsburg gerade dazu nutzen könnten.

Artikel vom 11.05.2005