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Neuanfang in neuem Umfeld

Jahresvertrag in Köln: Uwe Rapolder in Rostock nicht mehr auf der Arminia-Bank?

Von Dirk Schuster
Bielefeld (WB). Uwe Rapolder hat sich entschieden. Und zwar gegen Arminia Bielefeld und für den 1. FC Köln. Der Bielefelder Erfolgstrainer wechselt für eine Ablösesumme von zirka 300 000 Euro zum Bundesliga-Aufsteiger. Gestern Morgen gab der 46-Jährige seine Entscheidung bekannt. Erst dem Mannschaftsrat, dann den übrigen Spielern, dann den Medien.

Bereits am Vorabend hatte Rapolder eindeutige Signale an den Vorstand des DSC Arminia gesendet. »Herr Rapolder rief am Montag kurz vor der turnusmäßigen Aufsichtsratssitzung an, um mich darum zu bitten, ihn nicht mehr zum Thema zu machen«, berichtete Bielefelds Finanz-Geschäftsführer Roland Kentsch.
Damit war klar, dass während der Sitzung nicht mehr über eine Gehaltserhöhung für Rapolder debattiert werden musste. »Es ist doch völlig logisch, dass im Wettbewerb mit Köln finanzielle Dinge eine Rolle spielen«, fügte Kentsch hinzu, dass Arminia bereit gewesen wäre, des Trainers Vertrag gegebenenfalls nachzubessern. Abends trafen sich Rapolder und Thomas von Heesen zum Essen, »da hat er mir seine Entscheidung mitgeteilt«, sagte der Sportchef.
Warum er die Arbeit bei Aufsteiger Köln der bei Arminia vorzieht, begründete Rapolder so: »Wenn schon ein Neuanfang, dann in einem anderen Umfeld.« Kölns Präsident Wolfgang Overath hofft, durch die Verpflichtung Rapolders »das Image der Fahrstuhlmannschaft loszuwerden«. Einen Rentenvertrag bekommt Rapolder in Köln übrigens nicht. »Ein Jahresvertrag plus Option für ein weiteres Jahr«, klärte der Trainer auf.
Wäre Rapolder Arminia-Coach geblieben, wenn der Verein die Leistungsträger gehalten hätte? Rapolder: »Auf jeden Fall, dann hätte ich gern in Bielefeld weitergearbeitet.« In diesem Punkt herrschte offenbar Uneinigkeit, denn Roland Kentsch behauptete: »Der entstandene Eindruck, dass die Kaderbildung ein entscheidendes Kriterium für ihn gewesen ist, zu gehen oder zu bleiben, ist aus meiner Sicht nicht richtig.« Der Finanzchef räumte allerdings ein, dass der Verlust von Delron Buckley bei der Entscheidungsfindung für den Trainer eine kleine Rolle gespielt haben könnte.
Buckleys Wechsel nach Dortmund zum Trotz »waren wir Freitag noch guter Dinge, dass Uwe Rapolder bei uns bleibt«, sagte Thomas von Heesen. Er habe an diesem Tag ein konstruktives Gespräch mit dem Coach geführt. Dennoch deutete schon am Dienstag vergangener Woche viel darauf hin, dass Rapolder seinen Vertrag nicht erfüllen würde. »Er hat die Plattform des Festaktes zum 100. Geburtstag nicht genutzt, um sich klar zum Verein zu bekennen. Das wäre ein idealer Zeitpunkt gewesen«, urteilte Kentsch.
Jetzt muss flott darüber entschieden werden, was sinnvoller ist: Rapolder die letzten zwei Saisonspiele seine Arbeit zu Ende bringen zu lassen oder ihn vorzeitig freizustellen. Kentsch: »Morgen oder übermorgen werden wir hierüber entschieden haben.«
Die Kiebitze, die gestern beim Training zuschauten, ließen kein gutes Haar an Rapolder. Sie forderten die sofortige Vertragsauflösung. Fest steht: Spätestens im letzten Heimspiel am 21. Mai gegen Wolfsburg erwartet Rapolder ein Spießrutenlauf. Gestern richtete der Coach einen Appell an die Fans: »Ich hoffe, dass wir alle gemeinsam, Mannschaft, Trainer, Zuschauer, einen versöhnlichen Saisonabschluss finden.« Er sei sich aber darüber im Klaren, dass ihn bei seinem Abschiedsspiel nicht nur Applaus erwarte.

Artikel vom 11.05.2005