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Kommentar
Middelhoff an der Spitze von KarstadtQuelle

Große Schritte, tiefe Schnitte


Folgt man Franz Müntefering, dann hört KarstadtQuelle von jetzt an auf die Kommandos einer Heuschrecke. Denn als Europa-Chef der Investmentgesellschaft Investcorp wird Thomas Middelhoff von dem SPD-Vorsitzenden zu jener Spezies von bösen Kapitalisten gerechnet, die ohne Rücksicht auf Verluste Unternehmen nach eigenem Gewinnstreben abgrasen. Doch wer folgt schon Franz Müntefering?
Auch wenn Middelhoff keine »Heuschrecke« ist: Den Beschäftigten von KarstadtQuelle sollte klar sein, dass es unter ihm kein einfaches »Weiter so« geben wird. Der frühere Bertelsmann-Chef geht gern große Schritte und scheut tiefe Schnitte nicht. Das, so wird gemutmaßt, ist nach dem Geschmack der Großaktionärin Schickedanz und des Großgeldbegers Sal. Oppenheim. Ihnen gingen die Veränderungen, die Middelhoffs Vorgänger Christoph Achenbach bei dem Handelskonzern eingeleitet hatte, nicht weit genug.
Besser Karstadt. Besser Middelhoff?
Die Liste der Manager, die vom Aufsichtsratssessel auf den harten Vorstandsstuhl gewechselt sind, enthält positive Beispiele. Helmut Sihler etwa bei der Deutschen Telekom, Jürgen Dornemann bei ABB, Udo Deng bei Etienne Aigner, Bernd Pelz beim Mindener Fertighaushersteller Kampa: Sie alle hinterließen ihren Nachfolgern ein stark verändertes, auf Sanierungskurs gebrachtes Unternehmen. Die Erwartungen an Middelhoff sind groß. Er kann vieles besser machen. Aber leicht ist seine Aufgabe nicht. Bernhard Hertlein

Artikel vom 13.05.2005