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Musik und Film aus einer Hand

Bertelsmann kauft Columbia House -ÊUS-Versand von CDs und DVDs

Von Bernhard Hertlein
New York/Gütersloh (WB). In den USA boomt der Versandhandel mit Film-DVDs. Gestern kündigte Bertelsmann an, dass die dortige Nummer Eins der Branche unter das Dach der Direct Group wechselt.

Der Umsatz mit Film-DVDs ist in den Vereinigten Staaten seit 1999 von einer Milliarde auf 15,3 Milliarden US-Dollar im vergangenen Jahr geklettert. Dies entspricht nach Auskunft des Bertelsmann-Vorstandsvorsitzenden Gunter Thielen schätzungsweise 1,2 Milliarden verkaufter DVDs. Von solchen Zahlen ist Europa noch weit entfernt. Allerdings sind die Voraussetzungen in den USA auch weitaus besser: Dort steht bereits in sieben von zehn Haushalten ein DVD-Player.
Die zur Bertelsmann-Tochterfirma BMG Direkt, dem weltgrößten Versandhändler für Musik-CDs, wechselnde Columbia House Company ist 1955 im gleichen Metier wie die sie heute übernehmende Firma gestartet. Ende der neunziger Jahre schwenkte Columbia House auf das neue Medium DVD um. Im Programm führt das Unternehmen heute etwa 8000 Titel, darunter Filme von fünf großen Hollywood-Studios.
Chef des neuen fusionierten Unternehmens wird der bisherige Vorsitzende der Geschäftsführung von BMG Direct, Stuart Goldfarb. Beide Firmen arbeiteten schon bisher profitabel.
Gunter Thielen wertete gestern die größte Akquisition auf dem US-Markt seit dem Kauf von Zomba Records im Jahr 2002 in einem Brief an die Bertelsmann-Mitarbeiter als »bedeutende Transaktion«. Zusammen mit dem von Arvato eingegangenen Tiefdruck-Joint venture, mit der Mehrheitsübernahme der »Motor Presse«, dem Kauf von Infoscore und dem Erwerb der französischen Buchhandelskette »Privat« hat Bertelsmann seinen angekündigten Expansionskurs wahr gemacht. Stimmt das Kartellamt zu, erreichen die genannten Akquisitionen nach Angaben Thielens schon im Geschäftsjahr 2006 einen Anteil von zehn Prozent am Gesamtumsatz der Bertelsmann AG. Dieser lag im Geschäftsjahr 2004 bei 17 Milliarden Euro.
Dr. Ewald Walgenbach, seit August 2002 als Nachfolger von Klaus Eierhoff Chef der Bertelsmann Direct Group, deutete gestern an, dass er den Versandhandel mit DVDs auch außerhalb der USA Kanadas für einen Wachstumsmarkt hält. In Deutschland bleibe dieses Geschäft jedoch vorerst ein kleinerer Teil des Buchclub-Angebots.

Artikel vom 11.05.2005