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Der WM-Abstieg droht:
Trainer Poss soll bleiben

2:3 gegen Dänemark: Österreich kann der Retter sein

Innsbruck (dpa). Eine verspielte Weltmeisterschaft: Der fünfte Abstieg einer deutschen Eishockey-Nationalmannschaft ist ganz, ganz nah, doch Bundestrainer Greg Poss will im Amt bleiben und genießt noch weiter die Rückendeckung des Deutschen Eishockey-Bundes.

Nach dem 2:3 (1:1, 1:1, 0:1) gegen Dänemark kann aber nur noch österreichische Schützenhilfe die DEB-Auswahl vor dem Gang in die Zweitklassigkeit bewahren, in die sie zuletzt 1998 gestürzt war. Dennoch betonte DEB-Sportdirektor Franz Reindl: »Zum heutigen Zeitpunkt stehe ich hundertprozentig zum Greg.« Doch Reindl fügte auch hinzu: »Das ist eine bittere, bittere Stunde und ganz schwer zu verkraften.«
Mit der Niederlage verpasste es das deutsche Team in Innsbruck, sich den zum Klassenverbleib nötigen Punkt in der Abstiegsrunde der verkorksten Weltmeisterschaft zu holen. Während die Dänen gerettet sind, müssen die Deutschen hoffen, dass Slowenien heute (20.15 Uhr) nicht gegen Österreich gewinnt. Ob die Gastgeber allerdings noch sehr motiviert sind, ist offen. Ihnen hilft nur noch ein Erfolg mit mindestens acht Toren Differenz weiter. Bei einem 8:0-Sieg würde es sogar noch ein Penaltyschießen gegen das deutsche Team geben, das am Dienstag aus Innsbruck abreiste.
Poss benannte auf dem Parkplatz vor der Olympia-Eishalle vorsorglich fünf deutsche Schützen und zwei Torhüter, die zu einem noch ungewissen Termin zurückkehren müssten. Dann lehnte der 39 Jahre alte Amerikaner einen Rücktritt nach acht Monaten Amtszeit ab, obwohl er die Verantwortung für das schlechte Abschneiden übernahm: »Ich könnte woanders hingehen für viel mehr Geld. Aber ich habe einen Vertrag, das geht in beide Richtungen.« Der unbefristete Kontrakt kann erstmals zum 31. Mai 2006 ordentlich gekündigt werden. Doch Poss betonte, DEB-Chef Hans-Ulrich Esken und Reindl würden zu ihm stehen.
Seine Mannschaft hatte den Klassenverbleib 24 Stunden nach dem 9:1-Kantersieg über Slowenien selbst in der Hand. Jochen Hecht (4.) und Tino Boos (26.) sorgten in Überzahl zwei Mal für die Führung. Andreas Andreasen (14.) und Mike Grey (37.) glichen jeweils aus, ehe Kasper Degn (50.) den Dänen nach einem erneuten Fehler von Torhüter Robert Müller die Qualifikation für die WM 2006 in Riga sicherte. Pech kam dazu: 25 Sekunden vor der Schluss-Sirene traf Hecht nur den Pfosten.
»Es ist jeder enttäuscht, dass wir es selbst vergeigt haben. Es war nicht unser Ziel, dass den Österreichern zu überlassen, ob wir drin bleiben oder nicht«, sagte Hecht und kritisierte: »Wie schon das ganze Turnier über lief nichts nach vorn. Wir haben nicht energisch genug die Zweikämpfe gesucht und die Dänen ins Spiel kommen lassen.« Routinier Jan Benda kritisierte, es sei wie beim 2:2 gegen Österreich nicht gelungen, die Führung über die Zeit zu bringen. »Das Ergebnis war das Pünktchen auf dem i. Aber auch wenn wir absteigen sollten, haben wir eine guten Kader, der stark genug ist aufzusteigen.«

Artikel vom 11.05.2005