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Rücktritt nach Sekt-Attacke

Opfer zeigt Bremer Senator Peter Gloystein (CDU) an

Bremen (dpa). Einen Tag nach einer Sektattacke auf einen arglosen Mann ist Bremens Wirtschaftssenator Peter Gloystein (CDU) gestern von seinem Amt zurückgetreten. Der 59-Jährige hatte vorgestern bei der Eröffnung eines Weinfestes einem Arbeitslosen von der Bühne herab Sekt aus einer Flasche über den Kopf gegossen.
Das 42-jährige Opfer erstattete Anzeige wegen Beleidigung und Körperverletzung gegen den Wirtschaftssenator, der der SPD/CDU-Landesregierung seit dem August 2004 angehört. Gloystein bedauerte in einem Rücktrittsschreiben an Bürgermeister Henning Scherf (SPD) den Zwischenfall. Mit seinem Rücktritt wolle er Belastungen für das Land Bremen, den Senat und die Regierungskoalition aus SPD und CDU abwenden.
Der Vorsitzende der SPD-Fraktion in der Bremischen Bürgerschaft, Jens Böhrnsen, hatte ihm zuvor vorgeworfen, er habe sich aus dem »Konsens der Koalitionspartner« verabschiedet und Gloystein aufgefordert, aus dem Vorfall »Konsequenzen zu ziehen«.
Der Arbeitslose stand nach Angaben von Augenzeugen direkt vor der Bühne, als ihm der Wirtschaftssenator den Sekt aus einer Magnum-Flasche über den Kopf gegossen. habe. »Der Mann hat aber nicht herumgepöbelt«, sagte der Journalist und Augenzeuge Thomas Kuzaj von der in Syke erscheinenden »Kreiszeitung«.
Ein Sprecher Gloysteins sagte, der Senator habe die Idee gehabt, dem Mann den Sekt von der Bühne aus in den Mund zu gießen. Das Opfer habe sich mit dem Kopf weggedreht und den Sekt dann abbekommen. »Das fand der Mann nicht so witzig und hat die Polizei informiert«, sagte ein Polizeisprecher. Nach Angaben von Kuzaj hatte der Mann seinen Mund gar nicht in Richtung des Wirtschaftssenators gedreht gehabt.
Gloystein, der auch Stellvertreter von Regierungschef Henning Scherf (SPD) ist, teilte schriftlich mit: »Ich bedauere den Zwischenfall aufrichtig.« Er habe noch am gleichen Abend ein »langes und intensives Gespräch« mit dem Mann geführt und sich dabei entschuldigt.
Nach Medienberichten soll Gloystein seinem »Opfer« einen wertvollen Kugelschreiber angeboten haben. Dies habe der Mann mit der Erklärung abgelehnt, er lasse sich nicht bestechen.

Artikel vom 13.05.2005