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Lottospiel mit ungedeckten
Schecks endete vor Gericht

Betrugvorwurf: Freispruch für drei Italiener


Bielefeld (uko). Weil der Betreiber einer Bielefelder Lottoannahmestelle das ganz große Geschäft witterte, nahm er von Spielern ungedeckte Schecks an. Deshalb mussten sich jetzt drei Italiener wegen Betruges vor dem Amtsgericht verantworten. Die Angeklagten wurden freigesprochen, mangels Beweises.
Der 54-jährige Walter D. (alle Namen geändert) betreibt eine Lotto-Annahmestelle in der Bielefelder Innenstadt. Als am 12. August 2003 der Lotto-Jackpot auf 4,72 Millionen Euro geklettert war, erschienen die Italiener Salvatore A, (54), Luigi B. (57) und Adriano C. (60), um ihren ersten Einsatz für die darauffolgende Ziehung zu machen. Dafür übergaben die drei Spieler einen Verrechnungsscheck in Höhe von 13 406 Euro. Der Scheck sei gedeckt, sollen die Männer dem Betreiber der Annahmestelle vorgegaukelt haben. Die geschuldete Summe indes sollte später in bar gezahlt werden.
An den folgenden Tagen erschienen A., B. und C. erneut, gaben nun Schecks im Wert von 13 017 Euro, 20 065 Euro, 27 280 Euro und schließlich sogar 31  612 Euro als Lotto-Einsätze ab. Die vereinbarte Barzahlung in Höhe von gesamt 105 382 Euro am folgenden Montag blieb indes aus. Walter D. blieb auf seinen Schulden sitzen.
Die Staatsanwaltschaft klagte daraufhin die Italiener des Betruges an. Vor dem Schöffengericht mochten die Angeklagten die Vorwürfe jedoch nicht auf sich sitzen lassen. Der Betreiber der Annahmestelle habe gewusst, dass die Schecks nicht gedeckt gewesen seien. Das Geschäft sei abgesprochen gewesen, Walter D. habe den Einsatz mit den zu erwartenden Gewinnen verrechnen wollen.
Zu beweisen waren demnach die Vorwürfe der Anklage nicht mehr. Auf diesen Standpunkt stellten sich sowohl Staatsanwalt Rene van Münster als auch Amtsrichterin Astrid Salewski. Allerdings hielten die Juristen dem Zeugen nun auch »große Blauäugigkeit« vor. Salewski vermutete gar, der Mann habe »Dollarzeichen in den Augen gehabt«. Von jedem eingesetzten Betrag erhalten die Betreiber der Anahmestellen immerhin 6,5 Prozent Provision. Die Westdeutsche Lottogesellschaft hat sich an dem Bielefelder bereits schadlos gehalten. Er soll die Hälfte des Geldes zurückgezahlt haben.

Artikel vom 10.05.2005