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Börsen-Chef
tritt zurück

Nach Seifert will auch Breuer gehen

Frankfurt (dpa). Die Führungsspitze der Deutschen Börse hat im Machtkampf mit Großaktionären aufgegeben. Vorstandschef Werner Seifert verlässt das Unternehmen mit sofortiger Wirkung, Aufsichtsratschef Rolf Breuer wird zum Jahresende ausscheiden.

Das teilte die Deutsche Börse gestern in Frankfurt nach einer außerordentlichen Sitzung des Aufsichtsrates mit. Damit zog der Börsenbetreiber zweieinhalb Wochen vor der Hauptversammlung die Konsequenz aus dem Dauerstreit mit Kritikern um den britischen Hedge-Fonds TCI. Diese hatten bereits Anfang März die Übernahme der Londoner Börse LSE verhindert.
Wer den Vorstand des Börsenbetreibers bei der Hauptversammlung am 25. Mai vertritt, war nach Angaben eines Sprechers zunächst unklar. Breuer wurde beauftragt, einen Nachfolger für Seifert an der Spitze des Unternehmen vorzuschlagen. Dieser solle »von außen rekrutiert werden«. Bis ein Nachfolger des 55-Jährigen gewählt ist, wird Finanzvorstand Mathias Hlubek die Arbeit des Vorstands koordinieren. Seifert stand seit 1993 an der Spitze der Deutschen Börse. 2000 war er schon mal mit seinen Fusions-Plänen gescheitert.
Aus dem 21-köpfigen Aufsichtsrat scheiden zudem drei namentlich zunächst nicht benannte Mitglieder aus. Bereits am 25. April hatte der Streit mit den Kritikern den Rücktritt von Aufsichtsrat Lord Peter Levene provoziert. Breuer werde sich bei der Neubesetzung der Posten »eng mit den Aktionären der Deutschen Börse abstimmen«, teilte die Börse mit.
Anlass für den Machtkampf war die versuchte Übernahme der Londoner Börse (London Stock Exchange/LSE). Vor allem die einflussreichen Hedge-Fonds TCI und Atticus hatten Anfang März den Abbruch der Fusionspläne erzwungen. Sie setzten stattdessen durch, dass die Börse die für die Übernahme vorgesehene Gelder in dreistelliger Millionenhöhe den Aktionären zu Gute kommen lässt. TCI hält nach eigenen Angaben acht Prozent der Anteile an der Deutschen Börse.
In Gesprächen hatte Breuer in den vergangenen Wochen versucht, die Kritiker um TCI-Chef Christopher Hohn zu besänftigen. »Die Gespräche sind nicht so gelaufen, wie Breuer sich das vorgestellt hat«, hieß es gestern aus Aufsichtsratskreisen. Nach der Sitzung erklärte Breuer, er wolle »im Interesse des Unternehmens die Phase der kritischen Diskussion mit einigen Aktionären beenden«. Für die Hauptversammlung des Dax-Unternehmens am 25. Mai liegt ein Antrag zur Abwahl Breuers vor. In den vergangenen Wochen war unter anderen der CDU-Finanzexperte Friedrich Merz als möglicher Nachfolger ins Gespräch gebracht worden. Merz hatte jedoch Ambitionen auf den Vorsitz des Kontrollgremiums dementiert.

Artikel vom 10.05.2005