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»Für uns ist die Situation nicht neu«

Helga Gießelmann muss ihren Wahlkreis am 22. Mai direkt holen

Bielefeld (MiS). Dass sie die tourismuspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion ist - kaum einer weiß das von Helga Gießelmann. Seit 1990 gehört die Vorsitzende des Bielefelder Unterbezirks dem Landtag an. Die 55-jährige dreifache Mutter hat im Landesparlament beinahe geräuschlos Karriere gemacht und es auch bis zur stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden gebracht.

»Aber mit der Übernahme des Unterbezirksvorsitzes 2003 sind hier in Bielefeld viele neue Aufgaben auf mich zugekommen«, sagt sie. Deshalb werde sie im Fraktionsvorstand künftig nicht mehr mitarbeiten. Aber dass sie wieder Mitglied des Landesparlamentes sein wird, davon gehe sie aus. »Für uns ist die Situation nicht neu: Die Bielefelder SPD-Landtagsabgeordneten mussten ihre Wahlkreise stets direkt holen.« Doch die Zeichen standen noch nie so deutlich auf Machtwechsel wie vor dieser Landtagswahl.
»An den Infoständen stellen wir fest, dass die Stimmung besser wird«, gibt sich Helga Gießelmann dennoch zuversichtlich. Sie sieht die Landtagswahl in NRW unter den umgekehrten Vorzeichen der Wahl in Schleswig-Holstein. »Da glaubten alle, die Sozialdemokraten hätten den Sieg in der Tasche.«
Heute regiert dort eine große Koalition. Unvorstellbar in NRW? »Unvorstellbar nicht.« Die Schnittmengen zwischen SPD und CDU seien gewiss größer als etwa die mit der FDP. Aber für Helga Gießelmann ist klar: »Es wird eine Fortsetzung von Rot-Grün geben.«
Es sei auch in den vergangenen fünf Jahren einiges bewegt worden. Die offene Ganztagsgrundschule nennt sie, ferner Förderinstrumente für den Mittelstand wie die Handwerks-Gründungsprämie. Aber Helga Gießelmann räumt ein: »Die Politik kann nur Rahmenbedingungen für neue Arbeitsplätze schaffen, nicht die Arbeitsplätze selbst.«
Und da ist sie auch bei Müntefering und dessen Kapitalismus-Kritik. Die Sozialdemokraten müssten das Recht haben, Auswüchse des Kapitalismus zu kritisieren, etwa, wenn es um das Ausbluten eigentlich profitabler Unternehmen gehe, betont die Bielefelder Politikerin.
Niemand wolle Unternehmer »vorführen«. Vor Ort helfe die Politik oft auch unbürokratisch, etwa wenn es darum gehe, für in Not geratene Firmen Landesbürgschaften locker zu machen. Und Politik könne manches auf den Weg bringen. So habe sie, Gießelmann, mit dafür gesorgt, dass sich die Fremdenverkehrsregion Teutoburger Wald einheitlich präsentieren könne. Als tourismuspolitische Sprecherin. »Unterschätzen Sie nicht Tourismus und Gastgewerbe«, sagt Helga Gießelmann. Nach dem Maschinenbau seien sie die beschäftigungsintensivsten in NRW.

Artikel vom 13.05.2005