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Beste Unterhaltung, spritzig dargeboten

Abschlusskonzert der Orchestertage umjubelt

Von Uta Jostwerner
Bielefeld (WB). Einmal im Jahr versammelt sich der Orchesternachwuchs in Bielefeld, um bei den so genannten Orchestertagen gemeinsam ein Programm zu erarbeiten, welches bei einem Abschlusskonzert zur Aufführung gelangt.

Unter der Leitung von Norbert Koop spielt das Orchester stets auf hohem Niveau. Gekrönt von einem hochkarätigen Solistentrio, blieben auch in diesem Jahr im Ringlokschuppen keine Wünsche offen.
Schon die Warmlaufphase mit Gioacchino Rossinis Ouvertüre zur Oper »La Cenerentola« klingt viel versprechend. Zwar kommen Einsätze hier und da noch leicht zögerlich. Dafür stimmt der Drive, die kunstvoll in Tempo und Dynamik hergestellte Spannungssteigerung und der nicht nachlassende, pulsierende Atem.
Subtil fliegen die Töne der Holzbläser durch den -Êakustisch leider nicht optimalen -Ê Raum, derweil akzentuierte Streicher für Bodenhaftung auf der Tanzfläche stehen. Beste Unterhaltungsmusik also, damals wie heute, und spritzig dargeboten dazu.
Auch Ludwig van Beethovens Tripelkonzert für Violine (Anna Heygster), Violoncello (Julia Tom) und Klavier (Radha Mundkur) gehörte seinerzeit zur Gattung der Unterhaltungsmusik, auch wenn der Komponist hier im Speziellen das Verhältnis von Solo und Tutti neu auslotete und das Werk stets im Schatten der großen Solokonzerte blieb.
Zu unrecht, vorausgesetzt, man bekommt es so animiert dargeboten wie am Sonntag. Das Trio agiert wie aus einem Guss. Der beachtliche kammermusikalische Erfahrungsschatz der Interpretinnen zahlt sich hier merklich aus. Verständigung und musikalischer Einklang untereinander, Perfektion und die Fähigkeit zur tiefen musikalischen Durchdringung prägen den Eindruck eines ingeniösen Musizierens. Ganz zu schweigen vom betörenden Animato-Spiel, in welches sich das Tutti homogen und mit Verve einfügte.
Französischer Impressionismus auf der einen und Slapstick auf der anderen Seite prägten den Programmteil nach der Pause. Sehr flexibel und reaktionsschnell wird Claude Debussys Tanzadaption »Petite Suite« gemeistert, mal im heiteren, mal festlichem oder ironischen Duktus serviert. Das Orchester schwebt hier in schönster Klangsinnlichheit, stets durchsichtig und vielfach schwebend.
Mit »Le Bouef sur le toit« (Der Ochse auf dem Dach) setzte Darius Milhaud den Melodien und Rhythmen, die er aus Brasilien mitgebracht hatte, ein Denkmal.
Formal ein Rondo, baut die Musik bewusst keinen dramatischen Handlungsbogen auf, sondern bildet ein buntes Potpourri, das vom Orchester erstaunlich spannungsreich und lebendig zu einem skurrilen Klangreigen zusammengesetzt wurde. Da wurde pointiert, akzentuiert und mit spürbarer Klanglust aufgespielt.
Ein restlos begeistertes und zahlreich erschienenes Publikum goutierte den ansprechenden Konzertabend mit tosendem Applaus.

Artikel vom 10.05.2005