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Menschen in
unserer Stadt
Klaus Ehling
Schulleiter i. R.

Für Klaus Ehling standen Kinder seit jeher im Mittelpunkt - auch berufsbedingt. Denn der inzwischen 67-Jährige hatte sich - nach einem »Umweg« über die Ausbildung zum Starkstromelektriker bei den Stadtwerken Bielefeld - ganz bewusst für ein Lehramtsstudium entschieden.
Aber auch nach seiner Pensionierung 2001 sind es weiterhin Schulkinder, für die sich Klaus Ehling einsetzt. Allerdings sind es jetzt Kinder aus den Elendsvierteln in und um die brasilianische Stadt Rio de Janeiro. Für diese setzt Ehling sich ehrenamtlich im Rahmen der Brasilieninitiative AVICRES e. V. ein.
Auch Ehefrau Inge unterstützt, ebenso engagiert wie er, dieses Sozialwerk, das inzwischen sieben Kindertagesstätten für je 35 bis 40 Kinder sowie vier Wohnhäuser für verlassene und misshandelte Straßenkinder und zwei Gesundheitsstationen unterhält.
»Hilfe zur Selbsthilfe - das ist das Motto, nach dem wir dabei vorgehen«, sagt Klaus Ehling über die 2001 in Paderborn gegründete und inzwischen 205 Mitglieder zählende deutsche Partnerorganisation der brasilianischen AVICRES. Der Name ist eine Abkürzung aus dem Portugiesischen und steht für »Gemeinschaft für Leben in Wachstum und Solidarität«.
Vor fünf Jahren haben sich Klaus und Inge Ehling bei einer Brasilienreise vom Elend der Frauen und Kinder in den Favelas der brasilianischen Millionenstadt selbst ein Bild gemacht. Ein Bild, das sie in seinem Schrecken nicht loslässt und für das Hilfsprojekt werben lässt.
Viele der Straßenkinder kommen beispielsweise tagsüber in diese Häuser, um sich auszuschlafen«, berichtet Klaus Ehling. »Denn wenn sie nachts auf den Straßen sind, können sie kein Auge zutun. Sie müssen dann wach bleiben, um vor den "Säuberungskommandos" flüchten zu können.« Diese durchstreiften im Auftrag der Geschäftsleute die Straßen nach heimatlosen Kindern, um sie zu entfernen - umbringen bedeutet das.
Es sei zwar nur ein Hoffnungsschimmer, den er und seine Mitstreiter durch Sammeln von Spenden und stetiges Hinweisen auf diese Ungerechtigkeiten übermitteln könnten. »Es ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein«, sagt der 67-Jährige. »Aber jeder Tropfen zählt.«
Annemargret Ohlig

Artikel vom 12.05.2005