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»Uns fehlen Gäste und das
Vertrauen in die Politik«

Hotel- und Gaststättenverband befragt Parteien

Von Gerhard Hülsegge
(Text und Fotos)
Quelle (WB). Die Auszubildenden müssen schulisch besser auf den Beruf vorbereitet werden, auch als 17-Jährige mal bis 23 Uhr arbeiten dürfen, zumal wenn die Biergärten nicht wie bisher um 22 Uhr schließen müssen und künftig vielleicht auch Gründonnerstag Tanz erlaubt ist. Diese und andere Forderungen richteten gestern Morgen im Hotel Büscher die heimischen Gastronomen an vier Landespolitiker.

»Uns fehlen die Gäste und das Vertrauen in die Politik«, meinte Uwe Plöger, Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA), der zur Podiumsdebatte anlässlich der Landtagswahl am 22. Mai eingeladen hatte. Das neue Antidiskriminierungsgesetz, die Angst vor einer Mehrwertsteuererhöhung, die Hygiene-Verordnung und verschärfte Kontrollen der Ordnungsämter Ñ das alles beschäftigt die Wirte und Hoteliers sehr. »Wir verbringen mittlerweile mehr Zeit am Schreibtisch als mit unseren Gästen«, beklagte Plöger.
Um zu erfahren, wie die im NRW-Landesparlament vertretenen Parteien darauf und auf andere Probleme reagieren wollen, hatte der DEHOGA-Verband die Landespolitiker Rainer Lux (CDU), Helga Gießelmann (SPD), Britta Haßelmann (Grüne) und Marianne Thomann-Stahl (FDP) zum Gespräch gebeten. »Das Bildungs-Niveau unserer jungen Mitarbeiter wird immer schlechter«, erklärte Hauptgeschäftsführer Thomas Keitel. Teilweise sei der berufliche Nachwuchs (25 Prozent Migranten) nicht befähigt, eine Ausbildung überhaupt bis zum Ende durchzuhalten.
»Die Schulen leisten nicht, was sie leisten sollten. Deshalb ist ein stärkeres Bekenntnis zur Leistung nötig«, meinte Rainer Lux, der auch den 2. Berufsschultag in der Woche für entbehrungswürdig hält. Thomann-Stahl forderte neben einem Unterrichts-Sicherungsgesetz (wonach jede ausgefallene Unterrichts-Stunde nachgeholt werden muss) eine Kindergarten-Beitragsfreiheit für Kinder ab dem 3. Lebensjahr.
Ob die Biergärten in der Region künftig bis 23 oder sogar bis 24 Uhr öffen dürfen, ist nach Ansicht von Britta Haßelmann Sache der Kommunen. Sie hätten genügend Spielraum, über den Bedarf vor Ort zu entscheiden. Keitel forderte eine landesweite Regelung, damit Oberverwaltungsgerichte nicht länger aufgrund eines einzigen Einspruchs gegen die Unternehmer entschieden.
Ein weiteres Ärgernis ist die Schwarzgastronomie. So stellt zum Beispiel das »Vatertagsbier« der Freiwilligen Feuerwehr für 50 Cent pro 0,2 Liter nach Ansicht der Wirte keinen »besonderen Anlass« für eine Gestattung des Ausschanks durch das Ordnungsamt dar. Auch bei Stadt- und Vereinsfesten sollte stärker auf die Einhaltung rechtlicher, hygienischer wie Brandschutzbestimmungen geachtet werden, hieß es.
Umstritten bleibt die EU-Richtlinie zur Anti-Diskriminierung, die nationales Recht werden soll. Keitel erwartet eine Prozesslawine wegen der Umkehr der Beweislast. Helga Gießelmann gab sich optimistisch: »Kompromisse sind sichtbar, die Arbeitsplätze nicht in Gefahr bringen.«

Artikel vom 10.05.2005